Der Tübinger Linguist Lothar Lemnitzer sammelt seit fünf Jahren neue Wörter - auch im Dienste der Wissenschaft. Eine an Lemnitzers Institut entwickelte Software durchkämmt jeden Tag das Online-Angebot zahlreicher deutscher Medien. Von den insgesamt etwa eine Million dabei erfassten Wörtern, spuckt das Programm am Tag 2000 bis 3000 unbekannte aus. «Die gehe ich dann von Hand durch», sagt Lemnitzer. Neben zahlreichen Tippfehlern sind meist ein Dutzend neue Wörter dabei, die er täglich auf seiner Internetseite http://www.wortwarte.de veröffentlicht.
Ein Beispiel: Als sich der Barbie-Klon in eine Babyholikerin verwandeln will, scheitert der aufgegockelte Testosteronbrutalo mit Brikettfrisur im Beziehungs-Elchtest und es bleibt ihm nichts als ein Abschiedsquickie. Um das zu vermeiden, hätte der Egosurfer mit Unterleibsturbo vielleicht mehr in weiche Werte wie Chatiquette und Essthetik investieren oder zumindest seinen Prickelfaktor in Sachen Wortschatz aufpushen sollen. Bei Lemnitzers «Wortwarte» hätte er dazu Gelegenheit gehabt.
Freitag
09.12.2005