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Freitag
06.03.2015

Medien / Publizistik

Der Gewinner des World Press Photo in der Kategorie «Aktuelle Themen» hat betrogen. Dem Fotografen Giovanni Troilo wurde deshalb die Auszeichnung von der World Press Photo Organisation nachträglich aberkannt.

Die Organisation wirft Troilo vor, bei seiner Fotoserie zur belgischen Stadt Charleroi falsche Ortsangaben gemacht zu haben. Sie hat herausgefunden, dass ein Bild, das einen Maler zeigt, der ein Bild mit nackten Modellen nachstellt, nicht in Charleroi, sondern in Molenbeek entstanden ist.

«In der letzten Woche gab es viele Diskussionen über die Geschichte und der Preis wurde von vielen als kontrovers bezeichnet. Es wurden Fragen über Troilos Arbeit aufgeworfen, die zu einer Untersuchung der Umstände und der Arbeitsmethoden des Fotografen geführt haben», so World Press Photo.

Es habe ein klarer Fall von irreführender Information festgestellt werden können und dies ändere die Art, wie die Geschichte wahrgenommen werde. «Eine Regel wurde gebrochen und eine Linie überschritten.»

Die sozialkritische Fotoserie über Charleroi hatte bereits zuvor zu reden gegeben. Die «New York Times» hatte darüber berichtet, dass Troilo mehrer Fotos inszeniert haben könnte. Ein Foto zeigt ein Liebespaar im Auto beim Sex. Die beschlagene Heckscheibe wurde als Hinweis darauf interpretiert, dass der Fotograf das Bild selbst in Szene gesetzt hat.

Der Bürgermeister der porträtierten Stadt Charleroi warf ihm zudem vor, die Stadt in schlechtem Licht gezeigt zu haben. Troilo habe neben der Liebespaar-Aufnahme auch andere Fotos gestellt, war er sich sicher.

Eine Debatte über die Definitionen von Pressefotografie, Fotojournalismus und dokumentarische Fotografie sei nötig und werde Auswirkungen auf die Arbeit von Fotografen haben, so das Fazit von World Press Photo. «Wir befinden uns selbst im Zentrum dieser Debatte und versuchen, daraus etwas zu lernen.»

Ende Februar war bekannt geworden, dass im Wettbewerb um das beste Pressefoto des Jahres 20 Prozent der Fotos, die es in die vorletzte Runde geschafft hatten, aussortiert werden mussten, weil sie manipuliert waren. Dabei ging es nicht um kleine Bildbearbeitungen, vielmehr waren Inhalte entfernt oder hinzugefügt worden.