Die Schweizerische Lauterkeitskommission führte im Musiksaal des Zürcher Stadthauses ein Workshop über sexistische Werbung durch. Als Referent war Jan Fager vom schwedischen Ethikrat nach Zürich gereist. Die Präsidentin der Lauterkeitskommission, Nationalrätin Pascale Bruderer, erläuterte die Arbeit der Kommission sowie die weiteren Aufgaben, wie der Mediensprecher der Kommission Piero Schäfer berichtet.
Jan Fager stellte in seinem Referat die Situation in Schweden vor. Grundsätzlich funktioniere die Selbstkontrolle in Schweden ähnlich wie in der Schweiz, allerdings brauche es keine Beschwerde für eine Intervention, der Ethikrat werde auch von sich aus aktiv. Das wirkt sich freilich auch quantitativ aus: Im Rekordjahr 2004 hatte das Gremium 740 Fälle zu begutachten (Schweiz jeweils rund 300).
Das schwedische Ethikratsmitglied zeigte anhand diverser Beispiele, wie man das Thema in seinem Land beurteilt. Dabei fiel auf, dass vor allem der Tatbestand der überholten Geschlechterrolle häufiger im Zentrum von Beschwerden steht als bei uns. Auch in Schweden ist man der Meinung, dass Selbstkontrolle besser ist als staatlicher Eingriff. Nicht zuletzt deshalb allerdings, weil wegen des verfassungsmässig verbrieften Rechts auf Meinungsäusserungsfreiheit das Grundgesetz geändert werden müsste.
Im abschliessenden Podiumsgespräch nahmen neben Pascale Bruderer die beiden Werber Thomas Städeli (Wirz Werbung) und Pius Walker (Walker Werbeagentur) sowie Dore Heim, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Zürich teil. Auf die Frage, wer denn für sexistische Werbung verantwortlich ist (eher die Agentur oder der Auftraggeber), meinte Thomas Städeli, dass es schon eher die Kunden seien, die Zurückhaltung üben. Letztlich wirke sich ja auch eine allfällige Sanktion gegen Letztere und nicht auf die Kreativen aus.
Den Vorwurf, die Lauterkeitskommission sei zahnlos, entkräftete Pascale Bruderer mit der Forderung nach mehr Transparenz über die Tätigkeit der Kommission. Sie strebt deshalb eine stärkere Zusammenarbeit mit Medien an und erwartet davon einiges. Als absolut problematisch und bedenklich bezeichnete Dore Heim die Werbung in Bauzeitschriften. Da komme zunehmend ein unverfrorener Sexismus rüber, der sogar richtig schädlich für das Frauenbild sei.
Mittwoch
10.10.2007