Content:

Sonntag
21.06.2009

Der wegen gut bezahlter Nebentätigkeiten in die Kritik geratene deutsche «Tagesthemen»-Moderator Tom Buhrow muss mit Konsequenzen rechnen. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» und die «Bild»-Zeitung berichteten am Wochenende, leitende Redaktoren von «ARD-aktuell» hätten Buhrow in einem Brief aufgefordert, auf künftige Nebenerwerbstätigkeiten zu verzichten beziehungsweise besser zu prüfen, ob sie der Glaubwürdigkeit der «Tagesthemen» und des Senders schaden könnten.

Laut «Bild» sollen «ARD-aktuell»-Mitarbeiter ausserdem an ihren Sender appelliert haben, Buhrow und anderen Moderatoren keine Nebentätigkeit mehr zu genehmigen. Der NDR äusserte sich nicht zu den Berichten.

NDR-Fernsehdirektor Frank Beckmann betonte im Radiosender NDR Info am Freitagabend, die Nebentätigkeiten seien genehmigt oder mit den Vorgesetzten abgesprochen worden. Es gebe sehr viele Journalisten, «die Nebentätigkeiten haben, und das ist auch völlig in Ordnung». Entscheidend sei, dass die Moderatoren unabhängig blieben: Er könne sich nicht vorstellen, dass Buhrow oder auch Caren Miosga irgendeine Frage nicht stellen würden, weil sie irgendwann einen Vortrag gehalten hätten. «Das würde jeder sofort merken, und wir würden es auch sofort diskutieren.»

Der NDR erarbeitet zurzeit Verhaltensregeln für Journalisten, wie das Nachrichtenmagazin «Focus» berichtete und wie der Sender bestätigte. Diese Arbeit habe bereits lange vor den derzeitigen Berichten begonnen, hiess es. Ferner berichtete «Focus» unter Berufung auf Mitglieder des NDR-Rundfunkrates, bei einer Sitzung am Freitag seien erste Konsequenzen aus dem «Fall Buhrow» gefordert worden. So solle die Genehmigungspraxis für Nebentätigkeiten überprüft und Mitarbeiter verpflichtet werden, die Höhe ihres Honorars anzugeben.

Das NDR-Medienmagazin «Zapp» hatte über Nebenverdienste prominenter Fernsehmoderatoren wie Buhrow oder ZDF-Mitarbeitern wie Claus Kleber, Peter Hahne und Anja Kohl berichtet. «Zapp» zufolge zahlte etwa die Sektkellerei Henkell für einen Auftritt Buhrows beim «49. Henkell & Söhnlein Forum» mehr als 10 000 Euro. Buhrow befragte dort den SPD-Politiker Kurt Beck. Für einen Auftritt beim «Kapitalmarkt Forum», das wegen der Finanzkrise abgesagt wurde, sollte die Deutsche Bank ursprünglich 20 000 Euro zahlen.