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Sonntag
08.06.2008

Mit seinen Vorwürfen an die Adresse der Media-Agenturen hat Präsident Carlo Schmid-Sutter vom Branchenverband Schweizer Werbung (SW) für viel Aufregung gesorgt. Jetzt kontert mit Urs Schneider von der Zürcher Agentur Mediaschneider ein langjähriger Branchenprofi, der keine Graubereiche sieht und krumme Touren im grossen Stil für unmöglich hält. Entsprechend dezidiert ist er der Meinung, es müsse gar nichts an den Spielregeln geändert werden, ausser dass sie sauber und transparent einzuhalten seien.

Klein Report: Am «Tag der Schweizer Werbung» hat SW-Präsident Carlo Schmid-Sutter eine ziemliche Breitseite gegen die Media-Agenturen abgeschossen. Wie ist das bei Ihnen angekommen?
Urs Schneider: Ich war überrascht, da das Thema vor Jahren bereits durch den SWA lanciert wurde. Die BSW-Media-Agenturen, welche durch die Vereinigung IGMA entstanden sind, haben auf diesen Punkt reagiert und verbindliche Branchengrundsätze geschaffen. Ich bin der Meinung, dass diese Grundlagen das angesprochene Problem klar regeln.

Klein Report: Wer oder was steckt Ihrer Ansicht nach hinter dem Schmid-Sutter-Angriff?
Urs Schneider: Das Thema wurde an der Präsidentenkonferenz der SW-Trägerverbände aufgegriffen und diskutiert. Es wurde beschlossen, am Tag der Werbung an die Öffentlichkeit zu treten. Das Problem ist nur, dass kein Vertreter der Media-Agenturen in diesem Gremium sitzt und keine Sachverständigen angehört wurden. Das soll sich jedoch in der vorgesehenen Arbeitsgruppe ändern.

Klein Report: Leiden Sie unter diesen Vorwürfen, und wie reagieren Sie darauf?
Urs Schneider: Nein. Gegenüber unseren Kunden haben wir volle Transparenz über Rabatte, Kommissionen, Freespace und übrige Leistungsvergütungen. Freespace vergüten wir unseren Kunden zu 100%. Problematisch ist die Tatsache, dass der Eindruck entstehen könnte, die Objektivität und die Neutralität der Media-Agenturen seien nicht mehr gewährleistet. Die Budgets der Kunden müssen treuhänderisch eingesetzt werden, dafür wird eine Mediaagentur auch bezahlt. Ob dem so ist, lässt sich konkret überprüfen, wenn man die Mediapläne kritisch hinterfragt.

Klein Report: Sehen Sie sich veranlasst, etwas an Ihrer Arbeits- und Rechnungsweise zu ändern?
Urs Schneider: Nein, wir müssen gar nichts ändern. Wir halten uns an die Branchengrundsätze des BSW, und wir haben ein transparentes System hinsichtlich Honorar, Medienvergütungen, Aufwand sowie Medieneinkauf.

Klein Report: Sehen Sie generelle Missstände, und wer müsste etwas dagegen unternehmen?
Urs Schneider: Dass die Vorwürfe mit den Vorkommnissen in Deutschland, der Affäre Aegis-Ruzicka, in Verbindung gebracht worden sind, finde ich absurd. In der Schweiz haben wir andere Verrechnungssysteme, wir kaufen im Namen und auf Rechnung des Kunden ein. So gibt es hinsichtlich Rabatten und Kommissionen keine Graubereiche. So sind Veruntreuungen im grossen Stil bei uns gar nicht möglich. Wenn die Kunden zusätzlich über Freespace, Sonderkonditionen und sonstige Vergütungen der Media-Agenturen informiert sind, gibt es keinen Handlungsbedarf.

Klein Report: Falls es ein Problem gibt, scheint es ja vor allem im elektronischen Bereich zu bestehen. Wie sieht es beim Print aus?
Urs Schneider: Im Printbereich hat sich die Direktbuchungsentschädigung der Verlage durchgesetzt. Diese Vergütungen werden für Zusatzleistungen für direkte Buchungen an die Mediaagenturen entrichtet. Diese Entwicklung ist absolut im Sinne der Kunden, der direkte Kontakt und die Nähe zu den Verlagen bringt neben monetären auch qualitative Vorteile.

Klein Report: Was erhoffen Sie sich von der Arbeitsgruppe von Schweizer Werbung zu diesem Thema?
Urs Schneider: Dass die notwendige Transparenz von allen Beteiligten auf allen Ebenen geschaffen wird und dass die Leistungen der Media-Agenturen fair honoriert werden.