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Freitag
17.06.2011

Das Zürcher Kampagnen- und Kommunikationsunternehmen Kampagnenforum GmbH gründet unter dem Namen Kampaweb GmbH zusammen mit dem Softwareentwickler MD-Systems eine neue Firma. Diese will Campaigning-Know-how mit modernster Webtechnologie verbinden und als erstes Schweizer Unternehmen Campaigning-Spezialisten und Open-Source-Entwickler zusammenbringen. Der Klein Report hat mit Andreas Freimüller, dem Geschäftsführer des neuen Unternehmens, gesprochen.
 
Klein Report: Herr Freimüller, die ersten Jahre dieses Jahrhunderts standen voll und ganz im Zeichen neuer Technologien in der Online-Kommunikation. Weshalb kommen Sie jetzt mit Kampaweb?

Andreas Freimüller: In unserem Alltag beschäftigen wir uns ja mit allen Sparten des politischen Campaigning. Dabei haben wir gemerkt, dass die Kampagnenverantwortlichen in den NGOs auf bessere Instrumente angewiesen sind. Vier Jahre nach dem Obama-Wahlkampf sind die damals verwendeten Methoden immer noch nicht richtig bei uns angekommen. Im Zentrum der Online-Kommunikation von Kampagnenorganisationen sollte in der Regel «Mitmachen - Spenden - Verbreiten» stehen. Wenn ich mir die Websites in der Schweiz heute ansehe, dann gibt es noch viel zu tun.
 
Klein Report: Was machte Obama besser als die hiesigen Polit-Campaigner?

Andreas Freimüller: Hierzulande wird meist noch mit E-Mail-Listen für Newsletters, isolierten Websites und parallelen Adressverwaltungssystemen gearbeitet. Mit Online-CRM-Lösungen (Customer-Relationship-Management), die in bestehende Websites integriert werden, führen wir alle verfügbaren Instrumente zusammen. Die gesamte Online-Kommunikation einer Organisation kann somit über ein sogenanntes Dashboard betrieben und kontrolliert werden. Dabei kommen sowohl Open-Source-Systeme wie CiviCRM als auch proprietäre Lösungen wie z.B. «Democracy in Action» zum Einsatz.

Klein Report: Das tönt kompliziert. Wie kann der Kampagnenverantwortliche da noch den Überblick behalten?

Andreas Freimüller: Das Gegenteil ist der Fall: Es macht die Kommunikation einfacher und zielsicherer. Im Grunde gibt es das alles schon im kommerziellen Bereich. Was wir hier machen, ist eine Art Migros-Cumulus fürs Campaigning. Nur ist es natürlich ein Unterschied, ob ich nach erfolgreicher Windel-Werbung dem Käufer als nächstes eine Babycreme empfehle oder ob ich Leute für politische Inhalte und Aktionen sensibilisieren und gewinnen möchte.

Klein Report: Nämlich?

Andreas Freimüller: Mit der passenden Software kann ich jemanden, der schon mal eine Petition unterschrieben hat und bereits an drei Podiumsveranstaltungen war, gezielt zum Spenden anfragen. Wichtig ist dabei eine intelligente Weblösung. Mindestens so stark kommt es aber darauf an, wie man die Instrumente einsetzt. Mit Kampaweb bieten wir beides.

Klein Report: Können Sie ein Beispiel nennen?

Andreas Freimüller: Mit der Aktion «Mehr Lohn dank Schnauz» vom 14. Juni zum Frauenstreiktag für mehr Lohngleichheit und dem Greenpeace-Live-Stream von Twitter/ Facebook- und SMS-Botschaften direkt vor das Bundeshaus während der Atomausstiegsdebatte vom 8. Juni hat Kampaweb bereits diesen Monat zwei spannende Online-Aktionen entwickelt und durchgeführt.

Klein Report: Haben wir das mit Facebook, Twitter und Konsorten nicht alles schon gesehen?

Andreas Freimüller: Social Media sind wie das weite Meer, unendlich gross und unberechenbar. Wichtig ist, dass man zuerst einen sicheren Hafen baut, zum Beispiel mit einer soliden Website inklusive CRM. Die Kontakte, die zum Beispiel durch Facebook entstehen, werden erst richtig wertvoll, wenn sie im sicheren Hafen sind.