Auch Christoph Romer, Geschäftsführer von Radio Zürisee, zeigt sich hoch zufrieden über die neuesten Radiocontrol-Zahlen. Der Sender konnte seine Tagesreichweite von 151 000 Hörern auf 169 400 steigern. «Unsere Strategie, das Publikum zwischen 30 und 45 Jahren anzusprechen, ist voll aufgegangen», so Romer gegenüber dem Klein Report. «Aber nicht nur dies. Wir stehen auch dazu, dass wir ein Radio mit regionalen Wurzeln sind, und haben uns nicht wie andere Radios den pseudointernationalen Touch auf die Fahne geschrieben. Diese Authentizität spürt der Hörer.»
Gerade die Verankerung im Lokalen sieht auch Roland Baumgartner, Geschäftsführer von Radio Argovia, als eigentliches Erfolgsgeheimnis. Dadurch könne sich Argovia von der Konkurrenz abheben - denn Robbie Williams würden alle spielen. «Unsere Hörer und Hörerinnen wissen: Wenn etwas Wichtiges im Sendegebiet passiert, werden sie bei uns rasch und umfassend informiert. Wir arbeiten konsequent an unserer starken Unterhaltungs- und Informationskompetenz. Ebenfalls legen wir grossen Wert auf verlässliche regionale Service-Dienstleistungen wie Verkehr, Wetter und Veranstaltungen.»
Baumgartner freut sich, dass er den «sehr guten vierten Rang» hinter den Zürcher Lokalradios - Radio 24 und Energy - und Radio Top weiter stärken konnte. «Der Abstand zu ihnen ist klar kleiner geworden», so Baumgartner. «Und ebenfalls sehr erfreulich: Wir konnten den Abstand zu den nachfolgenden Radios ausbauen.»
Was für ihn aber noch viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass Radio Argovia in Sachen Hördauer die Spitzenposition innehat. Baumgartner: «Zwischen Montag und Freitag bleibt ein Argovia-Hörer 56 Minuten bei uns, das ist fantastisch. Das bestätigt unsere Programmausrichtung und ist für uns natürlich auch ein Ansporn für die Zukunft.»
Auch wenn die Publica-Data-Radiocontrol-Zahlen einen klaren Aufwärtstrend signalisieren, heisst das noch lange nicht, dass die Radiostationen deshalb in den kommenden Wochen neue Leute rekrutieren. Roland Baumgartner von Radio Argovia: «Wir hatten keinen Stellenabbau in der wirtschaftlich schwierigen Zeit, mussten aber in verschiedenen Bereichen optimieren und restrukturieren, um für die Zukunft fit zu sein. Nach wie vor gibt es auch keinen Grund, zusätzliche Leute an Bord zu holen. Vom so genannten spürbaren Aufschwung spüre ich ehrlich gesagt herzlich wenig.»
Wenig euphorisch gibt sich in dieser Frage auch Christoph Romer von Radio Zürisee: «Sollte die Wirtschaft wirklich noch mehr anziehen, dann können wir uns durchaus vorstellen, weitere Mitarbeiter einzustellen. Doch schon jetzt eine Prognose zu wagen, wäre doch etwas verfrüht. Ich freue mich viel mehr darüber, dass wir in der schwierigen Zeit keine Mitarbeiter entlassen mussten.»
Last, but not least leben die Privatradios von den Werbeeinnahmen. Doch während vielerorts bereits vom nahenden Aufschwung gesprochen wird, geben sich die Radiomacher auch bei diesem Thema durchs Band weg wenig optimistisch. Christoph Romer zum Klein Report: «Sicher. Der Buchungsstand ist optimistischer als auch schon. Aber er explodiert nicht. Ich höre, dass der Aufschwung an der Verkaufsfront schon kommt, aber langsam, sehr langsam», so Romer. «Von einem eigentlichen Zuwachs kann man aber nicht reden. Wir bewegen uns, was die Werbeschaltungen betrifft, leicht über dem Vorjahresstand, und das ist doch schon ein gutes Zeichen. Noch ist ja das Jahr nicht zu Ende, und ich hoffe stark, dass es bis Ende Jahr noch etwas anzieht.»
Roland Baumgartner zeigt sich, was die Werbeschaltungen von regionalen Kunden angeht, indes sehr erfreut. «Da sind wir gegenüber dem Vorjahr im Plus. National hingegen ist die Entwicklung sehr schleppend. Die nationalen Grosskunden setzen ihre begrenzten Mittel weiterhin häufig eher in grossen Ballungszentren wie Zürich, Basel oder Bern ein.» Flächendeckende Werbekampagnen seien laut Baumgartner noch rarer als in den früheren Jahren. So sei der Marktanteil der Privatradios am Werbekuchen in der Schweiz mit rund 3% viel zu bescheiden. «Der europäische Durchschnitt liegt bei 8%.» Es fehlen ganze Produktegruppen und Markenartikel als Werbekunden. «Daran muss die Radiobranche gemeinsam noch intensiver als bisher arbeiten.»
Montag
02.08.2004