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Samstag
07.03.2009

Der etwas ausser Rand und Band geratene Zürcher Medien-Zirkus spekuliert seit Tagen, an wen Roger Schawinski seine Firma Radio Tropic AG verkauft haben könnte. Die Betreiberin des Zürcher Lokalradios Radio 1 hat am 31. Oktober 2008 eine der drei begehrten UKW-Konzessionen für das Gebiet Zürich-Glarus (Region 23) erhalten, die allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig ist.

Der Radiosender Energy Zürich ging leer aus, wobei das zu 51 Prozent dem Zürcher Medienkonzern Ringier gehörende Lokalradio taktisch die Chance verpasst hatte, auch für das kleinere Radiogebiet (Region 24, Zürich) eine Eingabe zu machen. Bei Ringier ging das Geheul los. Sehr verspätet setzen nun die eh im Inland in Schieflage geratenen Ringier-Manager mit aller Macht und Gewalt alles in Bewegung, damit Radio Energy, für dessen 51 Prozent Ringier 12,5 Millionen Franken (inkl. Radio Ri) bezahlt hatte, doch noch eine Konzession erhalte. Obwohl allen Beteiligten das Ausschreibungsverfahren bekannt war. Ringier setzte die Zürcher Anwaltskanzlei Pestalozzi Lachenal Patry Zürich AG in Bewegung. Statt in die Publizistik fliesst das Geld in teure Übernahmebeträge und in die Juristerei.

Ohne die Konzession für Energy Zürich macht der Kauf des Berner Lokalsenders Radio BE 1 für Ringier aus nationaler Sicht wenig Sinn. Am 1. Januar 2008 hatte der Medienkonzern von der FPH Freie Presse Holding AG eine Beteiligung von 80,66 Prozent an der Radig AG übernommen, die das Radio betreibt. Der Rest ist im Besitz der Publigroupe.

Schon damals frohlockte Ringier, dass damit das Engagement im Bereich der elektronischen Medien weiter ausgebaut werde. «Mit Radio BE1 soll wie in Zürich, wo Ringier seit April dieses Jahres (2007) die Mehrheit an Radio Energy besitzt, eine junge, urbane Zielgruppe angesprochen werden.» Und weiter hiess es: «Ringier hat als Mehrheitsaktionärin von Radio Energy Zürich bereits eine UKW-Konzession.»

Weil damit vorläufig nichts ist, soll jetzt also Radio 1 an Ringier gehen - nachdem Roger Schawinski nach der Verteilung der Zürcher UKW-Konzessionen wacker auf Ringier eingedroschen hatte: «Ringier ist mitschuldig am Debakel», sagte er damals gegenüber der AZ-Medien-Zeitung «Sonntag». Und auf die Bemerkung, er könne ja seinen Sender an Ringier verkaufen, antwortete er kurz und knapp: «Ich verkaufe mein Radio nicht.»

Laut Artikel 48 des Radio- und Fernsehgesetzes müsste eine Übertragung der Konzession dem Departement von Bundesrat Moritz Leuenberger gemeldet und von diesem genehmigt werden. Bis Freitagnachmittag sei aber ein solches Gesuch am Sitz des Bundesamt für Kommunikation (Bakom) nicht eingetroffen. «Das Gerücht haben wir auch gehört», sagte Mediensprecherin Deborah Murith gegenüber dem Klein Report, «aber wir haben keine Anfrage der Beteiligten auf dem Tisch.» Roger Schawinski war am Freitag trotz mehrerer Versuche des Klein Reports nicht zu erreichen.