Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat eine Kampagne gegen global operierende Industriekonzerne gestartet, die Produkte zum Ausspionieren persönlicher Daten herstellen und international verkaufen. Laut der Nachrichtenagentur AFP kündigte Wikileaks-Gründer Julian Assange in London die Veröffentlichung von mehr als 280 Dokumenten an, die das Treiben der «internationalen Massenüberwachungsindustrie» beleuchteten.
In den vergangenen zehn Jahren habe sich der ursprünglich begrenzte Kundenkreis dieser Industrie zu einem gewaltigen globalen Markt entwickelt, sagte Assange. Die Dokumente enthüllten die Aktivitäten von 160 Unternehmen in 25 Ländern, darunter auch Grosskonzerne wie Siemens, Hewlett-Packard sowie Nokia.
Es ist die erste Veröffentlichung von Wikileaks, seit die Plattform aufgrund eines Finanzengpasses weitere Enthüllungen Ende Oktober zunächst eingestellt hatte. Assange lebt derzeit in Grossbritannien, wo er sich seit einigen Monaten juristisch gegen eine Auslieferung nach Schweden wehrt. In Schweden werden ihm Vergewaltigung und sexueller Missbrauch vorgeworfen. Seine Berufungsklage wird am kommenden Montag vor Gericht geprüft.
Unter den ins Netz gestellten Dokumenten befinden sich Bedienungsanleitungen für Überwachungsprodukte, die beispielsweise an arabische Regierungen verkauft worden sein sollen. Der ehemalige Wikileaks-Sprecher Jacob Appelbaum sagte laut AFP, westliche Unternehmen hätten diese Systeme unter anderem auch an Syrien verkauft. Die Technik erlaubt es Wikileaks zufolge, Mobiltelefone abzuhören, E-Mails mitzulesen und den Verlauf von Internet-Browsern abzurufen. Die Stasi hätte von solchen Überwachungssystemen geträumt, so Appelbaum. Die Dokumente sind Wikileaks nach eigenen Angaben durch investigative Recherchen und durch Plünderungen von Büros in Ländern wie Ägypten und Libyen in die Hände gefallen.