Content:

Montag
11.08.2008

Unter das Stichwort «Erfolgsgeschichte verpasster Chancen» stellt ein neu erschienenes Buch die Geschichte der Informatik in der Schweiz. «Wie ein roter Faden zieht sich das wiederkehrende Muster durch die Geschichte der Informatik in der Schweiz: Erst ganz vorne und manchmal gar Erster, um dann ganz plötzlich ins Hintertreffen zu geraten», fasst der Informationsdienst ETH-Life der Eidgenössischen Technischen Hochschule die Aussagen von Autor Gregor Henger zusammen.

Eine erste Chance habe die Schweiz bereits im 16. Jahrhundert verpasst, als der gebürtige Toggenburger Jost Bürgi die Logarithmentafel erstellte, diese jedoch nicht publizierte, sodass die Erfindung in der Regel dem Schotten John Napier zugeschrieben wird. Auch bei der Lochkartenproduktion hatte die Schweiz das Nachsehen, weil es dem Mathematikprofessor Emile Marchand von der Universität Zürich nicht gelang, die Schweizer Uhrenindustrie dafür zu gewinnen, die Lochkartenproduktion der norwegischen Firma Bull in die Schweiz zu holen. Das zukunftsträchtige Business ging dann ins benachbarte Frankreich.

Und auch beim Computerbau war die Schweiz anfangs führend, weil Professor Eduard Stiefel schon 1948 das Institut für Angewandte Mathematik an der ETH Zürich gründete. Eduard Stiefel und seine Mitarbeiter Heinz Rutishauser und Ambros Speiser, die viele Rechnererfahrungen in den USA sammelten, galten in den 1950er-Jahren in Europa als beste Kenner der damaligen Rechnertechnologien. Doch «aus Mangel an Personal, mehr aber infolge der uninteressierten Haltung der Hochschulgremien, wurde die Gelegenheit versäumt, an der ETH ein Zentrum für Computerwissenschaften aufzubauen», schreibt Henger. - Der Artikel im Wortlaut: http://tinyurl.com/5sgl3t