Die Schweiz habe keinen Grund zum Jammern, sondern sei im Gegenteil in einer hervorragenden Position, um in den nächsten zwei Jahren ein schönes Wirtschaftswachstum in der Grössenordnung von jährlich 1,5 bis 2% zu erzielen. Diesen Optimismus versuchte der frühere LdU-Nationalrat und heutige HSG-Professor Franz Jaeger am Tag der Fach- und Spezialpresse seinem Auditorium geradezu beizubringen. In seinem von viel Szenenapplaus und Gelächter unterbrochenen Referat legte er erst dar, dass sich die Weltwirtschaft nach dem bösen Einbruch wegen des 11. Septembers 2001 in der Folge immer besser aus weiteren Anschlägen und Katastrophen hochgerappelt habe. Es sei «fast pervers», räumte er ein, wie schnell die Ökonomie heute Ereignisse wie den Enron-Schock, den Irak-Krieg, den Tsunami und Madrid wegstecke.
Eine Rezession sei heute wegen der starken Wachstumsmotoren USA, China, Indien und Japan nicht in Sicht, nur in Zentraleuropa herrsche «eine unglaubliche politische Stagnation», sagte Franz Jaeger. Aber dies sei kein Grund vor allem für kleine und mittlere Schweizer Unternehmen (KMU), in Selbstmitleid zu verfallen. Vielmehr verfüge unser Land dank niedrigen Zinsen und einem wenig regulierten Arbeitsmarkt über hervorragende Voraussetzungen, um international erfolgreich zu sein. Es gelte die Kosten im Griff zu halten, eine Marktlücke zu finden, unter Konkurrenzdruck schneller und besser zu werden und parallel dazu das erforderliche Selbstbewusstsein zu entwickeln, lauten seine Erfolgsrezepte. Doch er verschwieg auch die zu überwindenden negativen Punkte nicht: Die Schweiz müsse den Trend zur steigenden Staatsquote brechen und die wachsenden Gebühren wieder herunterfahren. Auch die Preisinsel Schweiz müsse «langsam sinken», forderte er, und mit dem «unsinnigen Vorschriften-Perfektionismus» solle man «abfahren».
Vier Wohlstandstreiber legte Franz Jaeger seinen Zuhörern zum Schluss warm ans Herz: Wettbewerb, Freiheit, Leistung und Innovation. «Ich rufe auf zu einer liberalen Revolution in der Schweiz», redete er sich in ein veritables Feuer, «es gilt die Chance Schweiz zu packen.»
Mittwoch
16.11.2005