Der Produzent und Moderator der Radiosendung «Forums», Pascal Décaillet, hat in der Westschweiz eine heftige Polemik ausgelöst. Seit Sonntag wird der Streit zwischen ihm und dem Infochef des Westschweizer Radios öffentlich über die Medien ausgetragen. Am Donnerstag nun versuchten die Radio-Chefs die Wogen zu glätten: «Pascal Décaillet wird nicht aus der Produktion von `Forums` hinausgedrängt», sagte der Direktor des Westschweizer Radios RSR, Gérard Tschopp, am Donnerstag vor den Medien.
Er wünsche sich, dass der während dieser Woche krank geschriebene Décaillet am Montagabend um 18 Uhr wieder vor dem Mikrofon sitze und die nötigen Anpassungen an der Sendung vornehme. Erst später wolle man dann zu einer offenen Aussprache zusammensitzen, um die Lehren aus dieser «mühsamen Affäre» zu ziehen, sagte Tschopp weiter. Décaillet hatte vergangene Woche nach einem Gespräch mit dem RSR-Inofchef Patrick Nussbaum entnervt die Türe zugeschlagen. In dem laut Tschopp von ihm selber angestrebten Gespräch über seine berufliche Zukunft habe man verschiedene Optionen besprochen.
So habe man ihm etwa angeboten, für das Radio in den Morgenstunden zwischen 7 und 8 Uhr tätig zu werden, die beste Sendezeit mit täglich über 380 000 Zuhörern. Dies habe Décaillet abgelehnt. Also habe man ihm gesagt, dass er bei «Forums», einer Diskussionssendung über Politik, bleiben könne. Nach 5 Jahren als Produzent und Moderator dieser Sendung müsse er aber nun einige Anpassungen vornehmen, sagte Nussbaum. Dies geriet Décaillet in den falschen Hals. Seit Sonntag äusserte er sich in den Medien mit Sätzen wie «Er (Nussbaum) wollte mich exekutieren» oder «Es ist schwierig mit einem Mörder zu diskutieren».
Laut Tschopp und Nussbaum steht Décaillet die Türe dennoch offen. Bedingung ist aber, dass die Polemik aufhört. Décaillet, der letztes Jahr zum besten Journalisten der Westschweiz gewählt worden war, sei ein exzellenter Journalist. Er habe die Politik für die Westschweizer Radiohöhrer zu einem Ereignis gemacht, sagte Tschopp. Nichtsdestotrotz leide die Sendung unter einigen Ermüdungserscheinungen: Zum Teil würden Themen zu lange behandelt, manchmal sei schlicht der Ton «zu apokalyptisch». Auch wenn die Einschaltquoten im letzten Jahr leicht auf etwa 180 000 zurückging, kann Décaillet weiterhin auf die Unterstützung der Chefs und vor allem des Publikums zählen.
Am Donnerstag lobten unter anderem Bundesrat Pascal Couchepin (FDP), die Nationalräte Oskar Freysinger (SVP/VS) und Christophe Darbellay (CVP/VS) sowie der UNO-Beauftragte Jean Ziegler (SP/GE) Décaillets Arbeit in höchsten Tönen. Am Donnerstagabend wollte sich Décaillet zur neusten Entwicklung der Affäre gegenüber der Nachrichtenagentur SDA nicht äussern. Siehe auch: Angestellte demonstrieren gegen Abbau beim Westschweizer Radio
Donnerstag
09.03.2006