Weil er über Zensureingriffe in seine TV-Sendung informiert hatte, ist der russische Starmoderator Leonid Parfjonow vom Fernsehsender NTW entlassen worden. Parfjonows wöchentliche Sendung «Namedni» (Neulich), die als wichtigstes Politmagazin in Russland gilt, werde abgesetzt, hiess es vom Moskauer Sender am Mittwoch. Parfjonow hatte öffentlich gemacht, dass in der letzten Ausgabe von «Namedni» auf Anordnung ranghoher Geheimdienstoffiziere ein Beitrag über die Ermordung des tschetschenischen Separatistenführers Selimchan Jandarbijew in Katar abgesetzt worden sei. Der Journalist habe damit gegen die Politik des Senders und seinen Vertrag verstossen, erklärte NTW.
Zwei russische Geheimdienstler stehen derzeit in Katar wegen des Attentats vor Gericht. «Wir wussten schon vorher, dass es bei uns Zensur und Staatskontrolle bei den landesweiten Kanälen gibt, dachten aber, dass in einer dosierten Glasnost (Offenheit) die TV-Grossmeister doch einiges sagen dürften», erklärte Igor Jakowenko, der Sekretär des russischen Journalistenverbandes. «Aber jetzt zeigt sich, dass nicht einmal ihnen etwas erlaubt ist.»
Mittwoch
02.06.2004