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Freitag
25.11.2005

In Russland hat der an RTL und Kreml-nahe Konzerne verkaufte Fernsehsender Ren-TV seine populärste Moderatorin abgesetzt. Der Grund: Sie hatte einen Fall von Zensur öffentlich gemacht. In den Hauptnachrichten sei ein kritischer Bericht über den Sohn von Verteidigungsminister Sergej Iwanow gekippt worden, sagte die Moderatorin Olga Romanowa nach Presseberichten vom Freitag in Moskau. Romanowa hatte nach eigenen Angaben einen Bericht über den Ministersohn eingeplant, der eine Fussgängerin totgefahren hatte, aber straffrei davongekommen war. Die Senderleitung setzte den Beitrag ab, worüber die Journalistin im Radiosender Echo Moskwy berichtete. Zur Strafe dürfe sie keine Nachrichten mehr moderieren und den Sender nicht betreten, sagte sie.

In der weitgehend vom Kreml kontrollierten Fernsehlandschaft galt der private Sender Ren-TV als letzter Hort freier Berichterstattung. Der Generaldirektor von Ren-TV, Alexander Ordschonikidse, wies den Zensurvorwurf zurück. Der Konflikt mit Romanowa sei rein arbeitsrechtlich, sagte er. «Damit ist der letzte Sender verloren gegangen, der eine gewisse Unabhängigkeit und Objektivität wahrte», sagte der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow zum Vorfall. Im Sommer hatten die Gründer den Sender zu 30% an die RTL Group (Luxemburg) und zu je 35% an die russischen Grosskonzerne Sewerstal und Sugutneftegas verkauft, die der Regierung nahestehen.