Mathias Döpfner, Chef des deutschen Axel-Springer-Verlags, der die Boulevard-Zeitung «Bild» herausgibt, hat am ISC-Symposium in St. Gallen am Donnerstag die Medien im Allgemeinen und die Boulevard-Presse im Besonderen verteidigt. An der Boulevardisierung der Politik seien nicht die Medien schuld, sondern die Politikerinnen und Politiker, die sich selbst inszenierten, sagte er. Als Beispiel für die «ästhetische Stilkrise» der Politik nannte Döpfner den deutschen Aussenminister Joschka Fischer, der beim Joggen immer auch Journalisten mitschwitzen lasse. Für die Medien, zumal für Boulevard-Zeitungen, sei es freilich «ein gefundenes Fressen», wenn sich Politiker aus Eitelkeit in die Öffentlichkeit drängten. Es sei aber nicht die Aufgabe der Medien, solche Politiker vor sich selbst zu schützen: «Der Journalismus ist nicht der Reparaturbetrieb der Politik», formulierte es Döpfner.
Viele Politiker hätten ein Interesse daran, dass in den Medien Homestorys über sie publiziert würden. Wenn etwa eine Politikerin einen Fotografen zu sich nach Hause einlade und sich beim Backen eines Kuchens ablichten lasse, wolle sie der Öffentlichkeit zeigen, dass sie «auch nur ein Mensch» sei. Wer seine neue Liebe stolz den Fotografen vorführe, dürfe sich aber nicht wundern, wenn die Fotografen auch bei der Scheidung auf den Auslöser drückten. Wer dann mehr Schutz für seine Privatsphäre verlange, sei ein Heuchler. «Denn wer mit uns im Aufzug nach oben fährt, kommt auch wieder mit uns nach unten», sagte Döpfner.
Donnerstag
13.05.2004