Die Deutsche Telekom hat laut dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» mehr als ein Jahr lang Kontakte von Managern und Aufsichtsräten zu Journalisten ausspioniert. Unter den Projektnamen «Clipper» und «Rheingold» sei es um die «Auswertung mehrerer hunderttausend Festnetz- und Mobilfunk-Verbindungsdatensätze der wichtigsten über die Telekom berichtenden deutschen Journalisten und deren privaten Kontaktpersonen» gegangen, schreibt das Magazin. «Der Spiegel» stützt die Geschichte auf ein dreiseitiges, dem Magazin vorliegendes Schreiben einer Berliner Beratungsfirma an einen Telekom-Juristen.
Die Telekom bestätigte den Bericht am Samstag zumindest in Teilen: «Bei der Deutschen Telekom ist es nach derzeitigen Erkenntnissen in 2005 und nach aktuellen Behauptungen auch in 2006 zu Fällen von missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten gekommen», teilte das Unternehmen in Bonn mit. Dabei habe es sich aber nicht um die rechtswidrige Nutzung von Gesprächsinhalten gehandelt. «Ich bin über die Vorwürfe zutiefst erschüttert. Wir nehmen den Vorgang sehr ernst», sagte Telekom-Konzernchef René Obermann der Mitteilung zufolge. «Wir haben die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und werden sie bei ihren Bemühungen um eine lückenlose Aufklärung unterstützen.»
Im Sommer 2007 sei das Unternehmen aufgrund interner Hinweise bereits einem Einzelfall nachgegangen und habe diesen aufgeklärt. «Am 28. April 2008 wurden dem Vorstand nun neue, wesentlich umfangreichere und noch gewichtigere Vorwürfe durch ein Schreiben eines offenbar an den Vorgängen extern Beteiligten bekannt, der aus der Konzernabteilung Sicherheit heraus beauftragt worden war.»
Obermanns Vorgänger an der Telekom-Spitze, Kai-Uwe Ricke, habe dem «Spiegel» gesagt, der Vorstand habe beschlossen, aktiv gegen undichte Stellen im Unternehmen vorzugehen, heisst es in dem Magazinbericht. Mit welchen Methoden vorgegangen worden sei, habe er aber nicht gewusst, wird Ricke weiter zitiert: «Ich habe niemals illegale Aufträge erteilt und erst recht zu keinem Zeitpunkt angeordnet, Telefonverbindungsdaten auszuspähen.»
Samstag
24.05.2008