Die neuen Digital-TV-Recorder, mit denen man Sendungen zwar zeitversetzt, aber ohne lästige Werbeunterbrechungen geniessen kann, sind zurzeit der grosse Horror der Werber in den USA. «Angst und Schrecken» würden diese Geräte den Fernsehsendern einjagen, schrieb die Tageszeitung «Die Welt» am Montag. «Wir kämpfen alle mit dem modernen Konsumenten», zitiert NBC Universal TV-Chef Jeff Zucker. «Es ist eine einschüchterne Aufgabe für uns, das ist das Mindeste, was ich sagen kann.»
Neueste Entwicklung ist der Tivo-Service, der automatisch die Vorlieben der Kunden auswertet und anschliessend die Sendungen auf dem Rekorder speichert. Das Verfahren hat bereits 4,4 Millionen Abonnenten, das jährliche Wachstum liegt bei 45% und bereits ist das Wort «Tivo» zum Synonym für das Aufzeichnen von TV-Programmen geworden. Ähnliche Wachstumsraten wie Internet und Tivo hat auch ein anderer Geschäftszweig des TV-Business: die Schleichwerbung. Bis zum Jahr 2009, so schätzt eine Studie von PQ Media, werde der US-Markt für Product Placement auf fast sieben Milliarden Dollar wachsen.
Doch die Free-TV-Stationen, die um ihre Existenz zu bangen beginnen, bleiben nicht untätig, um ihre 9-Milliarden-Dollar-Pfründe zu verteidigen. So habe der holländische Elektronikhersteller Philips ein Tivo-ähnliches System entwickelt und als Patent angemeldet, bei dem sich das Publikum von den Werbespots freikaufen muss. In den damit aufgezeichneten Sendungen könnten die Commercial-Breaks lediglich dann übersprungen werden, wenn der Besitzer eine Extra-Gebühr bezahlt hat. Jene dagegen, die weiter umsonst fernsehen wollen, müssten dann auch die Werbung ertragen, die das Programm finanziert. Die Entwickler hoffen, dass sich mittelfristig auch Unternehmen wie Tivo dafür interessieren, denn an einem Ruin des Free-TV ist letztlich niemand interessiert.
Montag
10.07.2006