«Glanz und Gloria» schrieb Fernsehgeschichte. Aber nicht allen gefiel die Unterhaltungssendung intern beim Schweizer Radio Fernsehen (SRF) als am 29. März 2005 gestartet wurde.
Viel Knorz, Üben und mit der TV-Technik zurande kommen und alles auch noch mit einem piece-to-camera dem TV-Publikum darbieten.
Über viele solcher Anekdoten plauderten an der Buchvernissage am Montagabend im Sphères beim Zürcher Escher-Wyss-Platz Moderatorin Jennifer Bosshard, Redaktionsleiterin Paola Biason, Moderator Michel Birri und Buchautor Thomas Renggli («Glanz & Gloria – Prominenz, Polemik und Pikantes»).
Auch der Klein Report war Gast unter den vielen gutgelaunten Menschen.
Wer kennt sie nicht, die SRF-Sendung «Glanz und Gloria», die heute «Gesichter und Geschichten» heisst. Zwanzig Jahre lang prägte das Unterhaltungsformat den Alltag am hiesigen TV - mit 6'000 Sendungen und mehr als 20’000 Beiträgen.
Im Sommer 2025 zieht das Schweizer Fernsehen nun ausgerechnet dem Format, das in besten Zeiten über 300'000 Zuschauerinnen und Zuschauer am Vorabend vor den Bildschirm lockte, den Stecker.
Aber «G&G» lebt in Buchform weiter. Das Werk von Autor Thomas Renggli, erschienen im Helvetia Verlag Bern von Lukas Heim, ist eine unterhaltsame Lektüre und ein Abbild von grossen Teilen der Schweizer Medienszene in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Verleger Heim kennt sich aus, er hat bereits mit dem Buch «Game Over – Der Fall der Credit Suisse» einen Knüller am Laufen. Vor Ort war der Gastgeber ums leibliche Wohl der TV-Prominenz besorgt.
Bei «Glanz und Gloria» wurde schnell klar: Das war immer mehr als eine normale TV-Sendung. «G&G» war Talentschmiede, Experimentierfeld und Geburtsort so mancher kreativen Rubrik. «Glanz und Gloria» hat einige der bekanntesten und beliebtesten Moderatorinnen und Moderatoren hervorgebracht.
Und es etablierte das wohl populärste Spiel im Schweizer Fernsehen («Ich oder Du»). Erfunden von Redaktionsleiterin Paola Biason. «Fräulein Biason» startete mit einem Leserbrief in die Berufswelt, wie Kari Lüönd resümierte, als Moderator Michel Birri den Journalisten-Doyen kurz interviewte. Das war bei der damaligen «Züri Woche» in Glattbrugg. «Ich habe den Leserbrief gelesen und gesehen, das ist genau auf den Punkt gebracht», so Lüönd, der mit seiner Lebenspartnerin der Journalistin Esther Scheidegger im Publikum sass.
Der damalige Chefredaktor der Gratiszeitung nahm mit «Fräulein Biason» Kontakt auf und bot ihr ein Praktikum an. Biason habe darauf ihr Studium abbrechen wollen, worauf Lüönd auf die Beendigung insistierte. «Das habe ich selber schon falsch gemacht», gab Lüönd kurz und trocken aber mit grosser Gelassenheit den vielen anwesenden Medienleuten auf den Lebensweg.
Biason hat geliefert und später eben auch das Ratespiel («Ich oder Du») beim Schweizer Fernsehen eingeführt: Genau auf den Punkt gebracht.
Und «G&G» gab immer wieder zu reden – beispielsweise, als sich die selbsternannte Jetset-Queen Irina Beller 2014 in High Heels auf dem Sofa räkelte, über den lauwarmen Champagner lamentierte und danach über den Moderator lästerte: «Dani Fohrler ist ein langweiliger Clown.»
Wesentlich bessere Laune herrschte an der Buchvernissage am Montagabend im Kulturlokal Sphères beim Zürcher Escher-Wyss-Platz. Der Saal war gestossen voll mit bekannten Gesichtern: Sven Epiney unterbrach seine Vorbereitung auf den Eurovision Song Contest (ESC), Renzo Blumenthal reiste aus dem Bündnerland an und auch «G&G»-Moderator Joel Grolimund genoss den Abend.
Rolf Knie war ebenso vor Ort wie Pepe Lienhard. Max Sieber gab sich die Ehre. Michael von der Heide stiess auf das neue Buch an oder Journalist Daniel Blickenstorfer, der noch die Geburtswehen des Formats erlebt hat oder Francesco Benini von CH Media, der vor kurzem eine grössere SRG-Geschichte publiziert hat, in der er darauf hinwies, dass SRG zwar von Einsparungen spreche, aber Ende letzten Jahres doch mehr Angestellte auf der Lohnliste hatte.
Die frühere Moderatorin Bigna Silberschmidt zeigte Solidarität mit ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Und fast die gesamte «G&G»-Crew war dabei.
Oder mit anderen Worten: Es gab wohl selten eine Buchvernissage, bei welcher gefühlte Dreiviertel der Anwesenden Prominente aus der Fernsehwelt waren.
Und nach dem dritten Glas Rotwein und dem zweiten Cüpli waren sich alle einig: Diese Sendung könnte man locker zwanzig weitere Jahre leben lassen.
«Glanz & Gloria – Prominenz, Polemik und Pikantes». Helvetia-Verlag. Autor: Thomas Renggli. 148 Seiten für 39.90 Franken.