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Dienstag
18.09.2007

Rednerinnen und Redner, die oft «Äh» oder «Ähm» sagen, ziehen sich gerne den Spott der Zuhörerinnen und Zuhörer zu - zu Unrecht, schreibt das Magazin «Bild der Wissenschaft» in seiner Oktober-Ausgabe. Vielmehr erfüllen Stolpersteine in der Sprache Studien zufolge eine wichtige Funktion. «Versprecher sind, sofern sie nicht in starkes Stottern ausarten, das Salz in der Suppe des Sprachflusses», schreibt das Heft. Wenn der Sprecher zögere, erwarte der Zuhörer etwas Schwieriges oder Ungewöhnliches - er höre besser zu und merke sich das Gesagte länger. Das in Stuttgart erscheinende Magazin bezieht sich auf drei Studien aus Schottland und den USA.

Zwei Forscher liessen Versuchspersonen zweierlei Sätzen lauschen - solchen mit erwartbarem und solchen mit überraschendem Ende. Dabei massen sie die Stromspannung auf der Kopfhaut, ein Indiz für Sprachverarbeitung. Das Ergebnis: Konnte der Proband das Wort leicht einordnen, war der Spannungsabfall gering. Fiel ihm das schwer, sank die Spannung stärker. Bei unvorhersehbaren Wörtern, die mit «Äh» eingeleitet wurden, war der Effekt geringer als in fehlerfreien Sätzen. Die Neurolinguistiker deuten das als Beweis, dass es den Testpersonen leichter fiel, mit Unerwartetem umzugehen, wenn sie durch ein «Äh» gewissermassen gewarnt waren. Ein weiterer Wissenschafter bewies mit einem Gedächtnistest, dass sich die Zuhörer später besser an alle Worte nach einem «Äh» erinnern konnten, egal ob sie leicht vorhersagbar gewesen waren oder nicht.