Verlumpte Stofftransparente, unleserliche Wandzeitungen und Schmierereien aus der Sprühdose waren gestern. Heute kommunizieren sie professionell - und das erst noch in Krisenlage: Die Zürcher Hausbesetzerszene hält Pressekonferenzen ab und bringt Mediencommuniqués hervor, auf die so manche PR-Abteilung neidisch sein dürfte: Charmant, gelassen und klar in der Sache.
Grund für die Kommunikationsoffensive ist der gewaltsame Rauswurf aus einem alten Schulhaus in Zürich-Unterstrass. Dort hatten die Besetzer seit vergangenem April die Autonome Schule Zürich (ASZ) betrieben. In einer Mitteilung wirft die ASZ den Behörden vor, sich nicht an Abmachungen gehalten zu haben und «unverhältnismässig und in keiner Weise gerechtfertigt» gehandelt zu haben.
Seit Anfang Woche hat sich die Autonome Schule im Zürcher Theaterhaus Gessnerallee eingerichtet, um dort weiterhin Deutschkurse für Flüchtlinge anzubieten. Die Besetzer scheinen mit diversen Zürcher Persönlichkeiten und Institutionen gut vernetzt zu sein und wissen dies geschickt zu inszenieren. So schnell dürften sich die jungen Wilden also nicht von ihren Plänen abbringen lassen.
Samstag
16.01.2010