Der Adolf-Hitler-Film «Der Untergang» ist bei israelischen Zuschauern auf überraschend wenig negative Kritik gestossen. Die vielfach bemängelte zu menschliche Darstellung des Diktators durch den Zürcher Schauspieler Bruno Ganz scheint allgemein nicht besonders aufzufallen. «Das Umfeld wird im Film menschlich dargestellt, aber nicht Hitler selbst», sagte in Tel Aviv eine 73-jährige Kinobesucherin, die wie ihr 84-jähriger Mann die NS-Konzentrationslager überlebt hatte. Bis zum Schluss zeige der Naziherrscher im Film seinen Fanatismus. «Hitler war das Schicksal seines Volks, das unter den Bombenangriffen der Alliierten litt, vollkommen gleichgültig», sagte die nach dem Kinobesuch sichtlich bewegte Frau.
Die Deutschen hätten verdient, was sie erlitten hätten, sagte ein 30-jähriger Sozialarbeiter beim Verlassen der Filmvorführung. Bisher habe er sich immer als Opfer des Naziregimes gefühlt, da die meisten seiner Familienangehörigen damals getötet worden seien, sagte der gebürtige Israeli. «Aber durch den Film ist mir bewusst geworden, dass auch die Deutschen Opfer waren.» Ein 66-jähriger Kinobesucher sagte: «Dies ist kein Film zu Ehren Hitlers, wie manche behaupten.» Hitler sei «ein Mensch, ein Verrückter, aber kein Tier» gewesen. In Israel ist «Der Untergang» seit vergangenen Donnerstag in den Kinos aller grossen Städte zu sehen. In einer beispiellosen Aktion hatte ein Kino Zuschauer nach einer Sonderaufführung vor mehreren Wochen gefragt, ob der Film landesweit gezeigt werden solle. 91% haben sich dafür ausgesprochen.
Montag
23.05.2005