«Eine steigende Zahl von Medienschaffenden scheint erschreckend wenig Hemmungen zu haben, die Berufsethik zu verletzen». So lautet ein Schlüsselsatz in einer soeben publizierten Studie über die Schweizer Medienszene. Die Autorin Verena Stauffacher hat für eine Diplomarbeit an der Schule für Angewandte Linguistik (SAL) die Stellungnahmen des Schweizer Presserats der Jahre 2000 bis 2003 quantitativ und qualitativ ausgewertet. In dieser Zeit hat sich die Zahl der Beschwerden gegen Medienschaffende verdoppelt, was die Autorin auf zwei Ursachen zurückführt: Der Bekanntheitsgrad des Presserats habe zugenommen, und die Medienschaffenden würden ihre berufsethischen Regeln weniger sorgfältig beachten. Folgende Fehltritte von Journalistinnen und Journalisten stellt Verena Stauffacher am häufigsten fest: die Verletzung der Pflicht, Betroffene bei schweren Vorwürfen anzuhören, die Entstellung von Tatsachen sowie die Verletzung der Privatsphäre, namentlich durch unzulässige Namensnennung. Nur angedeutet wird im Schlusskommentar die Ursache für diese Lockerkeit im Umgang mit der Berufsethik: Wettbewerbsdruck, missverstandenes öffentliches Interesse, mangelnde Kenntnis ethischer und gesetzlicher Grundlagen, fehlende Sanktionen nach Regelverstössen. - Verena Stauffacher: «Angewandte Medienthik», SAL-Eigenverlag, Zürich, ISBN-Nr. 3-033-000515-2. - Mehr dazu: Presserat geht in die Offensive
Dienstag
20.09.2005