Weil die Fernsehmacher im Leutschenbach am Donnerstagmorgen nach dem genialen Einfall, auf die (von einer wenig überraschenden Atomausstiegsdebatte umrahmten) «Classe politique»-Diskussion über die Abwahl von Bundesanwalt Erwin Beyeler eine «Arena»-Diskussion über die Abwahl von Bundesanwalt Erwin Beyeler folgen zu lassen, noch etwas Zeit hatten, nahmen sie mit ärgerlichem Gesichtsausdruck die «Weltwoche» zur Hand. Und sie ärgerten sich gleich noch ein bisschen mehr, gab es doch aus dem Hause Köppel einmal mehr ungerechtfertigte Schelte.
«Die durchschnittliche Einschaltquote von SF 1, SF 2 und SF Info ist erstmals unter die Marke von 30 Prozent gesunken, wie die `NZZ am Sonntag` publik machte. Und wie reagierte TV-Direktor Rudolf Matter? Er stoppte die zuvor übliche monatliche Publikation der Zuschauerbilanz», lasen unsere Fernsehmacher im Artikel von Rico Bandle. Der Versuch, die schlechte Nachricht unter dem Deckel zu halten, sei gescheitert - trotzdem könne sich Matter wohl bald über eine Lohnerhöhung freuen.
Eine Ungeheuerlichkeit ist dieser Text, fanden die Leutschenbacher. Zwar hatte Direktor Matter Anfang Jahr entschieden, die monatlichen Medienmitteilungen mit den Einschaltquotenrückgängen nicht mehr zu publizieren. Aber schliesslich sind Journalisten ja raffinierte Rechercheure und können sich die Quoten der einzelnen Sender im SRF-Medienportal zusammensuchen. Also setzte man sich im Leutschenbach zusammen und verfasste eine Antwort auf den «Weltwoche»-Artikel. Und diese schickte man nicht nur an die «Weltwoche», sondern gleich an alle Medienschaffenden, die den Newsletter «SRF Medianews Fernsehen» abonniert haben. Schliesslich ist dieser etwas dünn geworden, seit in ihm nur noch positive Einschaltquotenmeldungen von Sportgrossereignissen veröffentlicht werden, negative Zahlen aber ausgespart bleiben.
Unsere Fernsehmacher mahnten also: «Bitte nicht abschreiben: Entgegen der Behauptung in der «Weltwoche» vom 16. Juni 2011 publiziert SRF nach wie vor die täglichen und monatlichen Zuschauerzahlen auf dem SRF-Medienportal, transparent wie eh und je. Jeder Journalist hat hier Zugriff. Daran hat sich nichts geändert. Seit Anfang 2011 werden die TV-Monatsbilanzen nicht mehr zu Beginn des Folgemonats innerhalb der Medianews per Mail verschickt, weil SRF als konvergentes Unternehmen Radio-, TV- und Internetzahlen aktiv gemeinsam kommunizieren will. Die Radiozahlen liegen jeweils erst ab Mitte Monat vor. Daher hat SRF entschieden, halbjährlich mit einer Medienmitteilung über die Nutzung aller Vektoren zu informieren.»
Tönt gut. Dumm nur, dass das erste Halbjahr 2011 in wenigen Tagen vorbei ist und unsere Fernsehmacher demnach bald eine Einschaltquotenstatistik versenden müssen - falls nichts dazwischen kommt.