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Donnerstag
06.12.2007

Wende im Prozess gegen den Journalisten Urs Paul Engeler wegen eines angeblich diskriminierenden Artikels über Rätoromanen in der «Weltwoche». In dem von ihm gezeichneten «Weltwoche»-Artikel vom September 2006 waren die Rätoromanen mit den Adjektiven «anachronistisch», «kryptisch», «erpresserisch», «exotisch», «fanatisch» und «räuberisch» belegt worden. Der Artikel hatte die angebliche Subventionsjägerei rätoromanischer Politiker zum Thema. Die entsprechenden Adjektive erschienen im Lead des Artikels und die Schlagzeile auf der Titelseite hiess «Jäger, Räuber, Rätoromanen. Die frechste Minderheit der Schweiz».

Vor Gericht sagte Urs Paul Engeler am Donnerstag, nicht er, sondern die Produktionsabteilung hätte diese Textteile verfasst. Er sei jedoch bereit, für den Artikel «als Gesamtkunstwerk» die Verantwortung zu übernehmen. Im Rahmen der Hauptverhandlung gegen Engeler gab der Berner Strafeinzelrichter am Donnerstag einem Antrag des Staatsanwalts statt.

Vor der Berner Justiz werden demnach voraussichtlich der ehemalige «Weltwoche»-Chefredaktor ad interim und heutige Chef der Ressorts Inland und Ausland, Markus Somm, sowie der verantwortliche Produzent Auskunft geben müssen. Allenfalls wird gegen sie ein Strafverfahren eingeleitet.

Es müssten die tatsächlich Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden, sagte auf Anfrage der SDA Staatsanwalt Gottfried Aebi. Dagegen sei die Staatsanwaltschaft bereit, das Verfahren gegen Engeler zu einem raschen Abschluss zu bringen. Dass nicht vorher bemerkt wurde, dass Urs Paul Engeler nicht für die inkriminierten Textpassagen verantwortlich ist, begründete Aebi mit Besonderheiten des bernischen Strafverfahrens. Aus seiner Sicht wurden die Rätoromanen mit dem Artikel «als Ethnie herabgewürdigt», was einen Verstoss gegen Artikel 261bis des Strafgesetzbuchs darstelle.