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Dienstag
15.04.2008

Nicht ganz unerwartet stellt sich der US-Hedgefonds Institutional Shareholder Service (ISS) hinter die Forderung des britischen Hedgefonds Laxey, an der nächsten Generalversammlung der Publigroupe die Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung von 5 Prozent zu fordern. ISS unterstütze klar den Grundsatz «Eine Aktie, eine Stimme», habe das Unternehmen mitgeteilt. Und das «in einer kürzlich veröffentlichten Handlungsempfehlung an die Aktionäre» anlässlich der GV vom 30. April. Das berichteten die Nachrichtenagenturen Reuters und SDA am Dienstagabend. Und weiter: «Vorkehrungen gegen Übernahmen wie Stimmrechtsbeschränkungen dienten als Hürde, um ineffiziente Manager und Verwaltungsräte vor einer Auswechslung zu bewahren.»

Diese «kürzlich veröffentlichte Handlungsempfehlung» hätte irgendwann publiziert werden können - oder auch nicht. Denn per se wollen Heuschrecken-Fonds keine Beschränkungen, jedenfalls nicht für sich. Man kann getrost davon ausgehen, dass nun der Startschuss für die mediale Schlammschlacht gegen das börsenkotierte Lausanner Vermarktungsunternehmen gemacht worden ist. Leserinnen und Leser des Klein Reports werden sich noch die Augen reiben, was da in nächster Zeit an Konzernjournalismus-Salven in alle Richtungen abgefeuert wird.

Am Wochenende quälte sich der Klein Report durch das Sonntagsgespräch mit Sacha Wigdorovits (56) in der «SonntagsZeitung», dem PR-Beauftragten des Hedgefonds Laxey in der Schweiz. Peinlich Penibles eines abgehalfterten ehemaligen Chefredaktors («Blick»), der sich als grosser Frauenversteher in Karrierefragen (siehe Lebenspartnerin Ingrid Deltenre) aufblähte und Sätze kundtat wie «Journalisten mit erhobenem Zeigefinger haben den Zug der Zeit verpasst». Er schüchtere Journalisten und im Speziellen den «SonntagsBlick» ein, den er wegen unlauteren Wettbewerbs in Sachen «.ch», der Gratiszeitung, der er vorsteht, eingeklagt hat.

Die beiden Interviewer, Esther Girsberger und Simon Bärtschi, nudelten fast ohne Dossierkenntnis (oder schon eingeschüchtert?) die Fragen ab, sodass Wigdorovits das Themensetting gleich selber übernehmen konnte. Er habe nach zehn Jahren eine gewisse Distanz zu den Medien bekommen. «Weil ich sehe, dass sehr vieles schief läuft.» Auf die Frage, weshalb er in seiner PR-Agentur Contract Media AG ausschliesslich ehemalige Medienschaffende beschäftige und ob das alles frustrierte Journalisten seien, sagte er: «Überhaupt nicht. Sie alle haben ihren Beruf begeistert ausgeübt. Aber sie sehen heute an den Dingen, die bisweilen über Kunden von uns geschrieben werden, wie voreingenommen gewisse Journalisten sind, auch wenn man sich bemüht, ihnen gegenüber Transparenz herzustellen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Deshalb haben auch meine Kolleginnen und Kollegen heute ein distanziertes Verhältnis zu ihrem ehemaligen Beruf.»

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen? «Nehmen wir den Fall Implenia/Laxey. Laxey ist ein Hedge Fund aus England (siehe oben und ganz oben), und Implenia ist ein eingesessenes, wenn in dieser Zusammensetzung auch nicht sehr altes Schweizer Bauunternehmen. Wenn Sie die Tonalität der Berichterstattung analysieren, ist der Schuldige schnell genannt: dort die bösen Heuschrecken aus England und da das untadelige Schweizer Bauunternehmen. Auch wenn die Fakten dagegen sprechen.»

Was will man da noch sagen? Eine böse Welt da draussen: Der Startschuss für die Schlammschlacht ist gegeben.