Wenige Tage vor der geplanten Entscheidung über einen neuen Programmdirektor des Zweiten Deutschen Fernsehens herrscht in der ZDF-Zentrale in Mainz Ratlosigkeit. Nach Wochen der Pendeldiplomatie zwischen den politischen Lagern im Verwaltungsrat hatte ZDF-Intendant Markus Schächter ein umfangreiches Personalpaket geschnürt. Es ist nach dem politischen Proporz austariert und sollte an diesem Freitag beschlossen werden. Doch Schächter hat offenbar nicht mit Edmund Stoiber gerechnet. Denn nun scheint es, als habe Bayerns Ministerpräsident, der auch im Verwaltungsrat sitzt, alle Kompromisse wieder über den Haufen geworfen. Und es ist nicht einmal mehr sicher, ob die geplante Verwaltungsratssitzung überhaupt stattfindet.
Für Schächter wäre das eine bedrohliche Entwicklung, die sogar an seinem Amt rütteln würde: Der Intendant einer der grössten europäischen Fernseh-Anstalten kann seit Monaten wichtige Stellen nicht besetzen. Er muss zusehen, wie mehrere Ministerpräsidenten die Personalien zur Chefsache machen und ihn dabei blockieren. Die Schlüsselposition des Programmdirektors beim ZDF ist schon seit fast acht Monaten nicht besetzt. Zuerst wurde die Entscheidung auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagt, aber auch bei einem ersten Wahlversuch am 18. Oktober blieben die Räte zerstritten.
Mittwoch
06.11.2002