Weissrussland droht dem Korrespondentenbüro des staatlichen russischen Fernsehsenders Rossija in Minsk mit der Zwangsschliessung. Anlass soll ein Bericht über Proteste gegen den weissrussischen Präsidenten sein. «Wir erwarten, dass die Korrespondenten von Rossija ihre Arbeit wie bisher in Weissrussland fortsetzen können», hiess es in einer am Samstag veröffentlichten Reaktion des russischen Aussenministeriums. Russland ist der letzte europäische Verbündete der international isolierten Führung Weissrusslands.
Bei einer Demonstration zum 10. Jahrestag der Amtsübernahme von Alexander Lukaschenko am Mittwoch hatte ein Rossija-Korrespondent von «3000 bis 5000 Lukaschenko-Gegnern» berichtet. Die Behörden in Minsk sprachen daraufhin von falscher Berichterstattung, da die Polizei auf der Kundgebung nur 170 Teilnehmer gezählt habe.
Das Verhältnis zwischen den ehemaligen Sowjetrepubliken Weissrussland und Russland ist seit langem unter anderem in der Medienpolitik sehr angespannt. In den vergangenen Jahren waren mehrfach russische Fernsehkorrespondenten aus Weissrussland ausgewiesen worden, weil sie angeblich falsch berichteten.
Obwohl Lukaschenko wie auch die Mehrheit der Weissrussen Russisch spricht, hat der Präsident die meisten der russischen Radio- und Fernsehprogramme im Land abschalten lassen. In Russland bekommen die Fernsehzuschauer derart regierungskritische Berichte im Kanal Rossija nur in Beiträgen aus dem Ausland zu sehen.
Im eigenen Land haben sich Rossija und auch der erste Kanal ORT unter Präsident Wladimir Putin zu Kreml-treuen Sendern gewandelt.
Sonntag
25.07.2004