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Sonntag
05.12.2004

Das war wohl zu erwarten: Wenige Wochen vor der TV-Rückkehr Harald Schmidts formiert sich in der ARD Widerstand gegen die Art, wie Senderchef Fritz Pleitgen den Vertrag mit dem Entertainer durchboxen will. Der Millionendeal soll weder dem zuständigen Aufsichtsgremium noch dem Rechnungshof vorgelegt werden, schreibt Spiegel.de am Wochenende. Die Vereinbarung mit der für die Sendung «Harald Schmidt» zuständigen Produktionsfirma Schmidt & Kogel GmbH sei nicht durch den WDR als federführende Anstalt, sondern durch die ARD-Tochter Degeto abgeschlossen worden, berichtet «Bild am Sonntag» und beruft sich dabei auf Degeto-Chef Hans-Wolfgang Jurgan.

Auf diese Weise werde der Verwaltungsrat umgangen, der als Kontrollorgan des Senders auch Gebührenverschwendung verhindern soll und normalerweise alle wichtigen Verträge vorgelegt bekomme, so die BamS. Die Degeto, die eigentlich für den Ankauf von Vorabendserien zuständig ist, untersteht als privates Unternehmen nach Darstellung Jurgans nicht der Kontrolle des Verwaltungsrats und werde auch nicht vom Rechnungshof überprüft. WDR-Sprecher Rüdiger Oppers sagte dazu am Sonntag, die Vertragsverhandlungen mit Harald Schmidt seien noch nicht abgeschlossen. «Danach wird der Verwaltungsrat entscheiden, inwieweit er sich mit dem Projekt befassen möchte.»

Nach dem Zeitungsbericht gibt es im WDR-Verwaltungsrat grosse Widerstände gegen das Prozedere von ARD-Chef und WDR-Intendant Fritz Pleitgen. Aufseherin Christa Thoben (CDU) sagte, sie werde darauf bestehen, dass der Verwaltungsrat Einsicht in den Schmidt-Vertrag erhalte. Auch bei einer Sitzung des WDR-Rundfunkrats soll es heftige Proteste gegeben haben. Pleitgen, so die BamS, habe sich geweigert, das Vertragsvolumen zu beziffern.

Unbestätigten Angaben zufolge soll Schmidt mit seiner Produktionsfirma rund 8 Mio. Euro pro Jahr kassieren. Am 23. Dezember wird Schmidt sein TV-Comeback geben. Seine Show soll mittwochs und donnerstags nach den «Tagesthemen» beginnen und 30 Minuten dauern.