Die Journalisten der Waadtländer Tageszeitung «24 Heures» haben am Freitag für 2 Stunden die Arbeit niedergelegt. Auslöser für den Warnstreik sei die fristlose Entlassung einer Journalistin gewesen. Diese sei am ersten Arbeitstag nach ihren Ferien in die Chefetage zitiert und fristlos entlassen worden, sagte Laurent Aubert, Mitglied der Redaktionskommission vom «24 Heures», zur sda. Ein Gespräch mit der Chefredaktion habe gezeigt, dass der Frau nichts Stichhaltiges vorgeworfen werde und es sich im Grund um eine Entlassung aus wirtschaftlichen Gründen handle. Im Gespräch habe sich auch gezeigt, dass die Direktion in den nächsten zwei Jahren 10% Kosten senken wolle.
Die Streikenden - praktisch die ganze am Freitag im Einsatz stehende Belegschaft - forderten in einer Resolution die sofortige Wiedereinstellung der Redaktorin innerhalb des Verlagshauses Edipresse. Gleichzeitig kündigten sie ihren Widerstand gegen das Sparprogramm an und kritisierten die Nichteinhaltung der Kollektivverträge. Gewerkschaftssekretär Bruno Clément setzte in seinem Grusswort an die Streikenden das Sparprogramm in den Zusammenhang mit der diese Woche angekündigten Lancierung einer Edipresse-Gratiszeitung. Durch den Start von «Matin bleu» würden Redaktionen unter direkte Konkurrenz gestellt, mit allen negativen Folgen für die journalistische Qualität, die Arbeitsbedingungen und die Löhne.
Der Verlag hielt sich am Freitag zu den Forderungen der Redaktion bedeckt. Den Warnstreik wolle er nicht kommentieren, da er zuerst mit seinen Kollegen sprechen wolle, sagte der Direktor für die Waadtländer Produkte von Edipresse, Pierre Buntschu, auf Anfrage. Die Redaktion verlangt von der Edipresse-Direktion eine Antwort bis in einer Woche und droht mit weiteren Streikaktionen.
Warnstreiks sind selten in der Schweizer Medienlandschaft. Zuletzt griff die Redaktion der «Tribune de Genève» letzten März zu diesem Mittel, um gegen den Stellenabbau zu protestieren. In der Deutschschweiz kam es zuletzt 1978 zu Streikaktionen in einer Redaktion. Damals wurde die Produktion der Tageszeitung «Die Tat» eingestellt.
Freitag
16.09.2005