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Mittwoch
13.07.2005

Der Schweizer Telekom-Markt wächst zwar weiterhin, der Boom ist allerdings fürs Erste vorbei. 2004 betrug das Wachstum noch 2,2% auf knapp 12 Mrd. Franken. Heuer dürften es trotz neuer Technologien wie Internettelefonie nur 2% werden. Der Schweizer Fernmeldemarkt (inklusive Kabelfernsehen) ist damit von der EU abgehängt worden. Im Schnitt erwarten die Länder der Union ein Wachstum von 4,3% nach 4,6% im letzten Jahr, wie das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) auf Basis einer Studie der EU-Kommission am Mittwoch in Biel bekannt gab.

Der Schweizer Telekommarkt sei wohl näher bei der Sättigung als andere Märkte Europas, erläuterte Peter Fischer, stellvertretender Bakom-Direktor. Zulegen können hauptsächlich noch Mobilfunk und Datenkommunikation. Im Jahr 2000 war der Markt nach der Liberalisierung des Mobilfunks noch um 18,5% gewachsen. Die Marktöffnung sei aber spät erfolgt, was den Wettbewerb immer noch behindere. In der EU fiel der Marktanteil der ehemaligen Monopolisten auf 43%, in der Schweiz hält Swisscom Mobile 61%. Es sei fraglich, ob der Wert je unter 50% fallen werde.

Sunrise kommt auf 21% der Mobilfunkkunden, Orange auf 18%. Nur in Zypern (100%) und in Slowenien (78%) hat der ehemalige Monopolist noch einen höheren Anteil als Swisscom Mobile. Die so genannte Marktpenetration im Schweizer Mobilfunk wuchs von 80,6 auf 86,7%. Weil jedes einzelne Abo im Verhältnis zur Bevölkerung gezählt wird, erreicht Luxemburg einen Wert von 122%. Der EU-Schnitt liegt bei 83%. Die Preise der Schweizer Mobilfunkanbieter liegen im europäischen Vergleich weiterhin am oberen Ende. Die Swisscom hatte 2004 europaweit mit monatlich 68.50 Euro pro Mobilfunkkunde die höchsten Einnahmen. Die inzwischen eingeläutete neue Preissenkungsrunde sei dabei aber noch nicht berücksichtigt, hielt Fischer fest.

Im stagnierenden Telefonfestnetz fällt der Preisvergleich gespalten aus. Insgesamt sind die Preise zwar stark gesunken. Wegen dem eingeführten Einheitstarif sind die Lokaltarife aber vergleichsweise hoch, die nationalen Tarife dagegen tief. Der Festnetztelefonmarkt spiele relativ gut. Es frage sich aber, ob der Wettbewerb nachhaltig sei, sagte Fischer. Denn «kleine Anbieter haben es schwer und es besteht die Tendenz zu Oligopolen». Im europäischen Schnitt kommen jeweils gut vier grössere Telekomkonzerne auf einen Marktanteil von 90%. In der Schweiz sind es nur drei: Swisscom mit allein 60%, Sunrise und Tele2.

Mit zur Spitze zählt die Schweiz beim Breitbandmarkt. Die Marktdurchdringung beträgt bei relativ tiefen Preisen 17%. Nur Dänemark (18%) und die Niederlande (19%) kommen auf einen höheren Wert. Die Kabelnetze hätten zwar einen bedeutenden Marktanteil, sagte Fischer. Das Wachstum sei aber tiefer als bei ADSL. Der stellvertretende Bakom-Direktor warnte zugleich, die Innovation für hohe Bandbreiten sei relativ gering.