Die Medienwelt hat nicht auf die Schweizer gewartet! Zu diesem Thema sprachen am Freitag Silvia Lepiarczyk von Ringier, der Verleger Pierre Lamunière und Hanspeter Rohner von der Publigroupe am Jahreskongress des Verbands Schweizer Presse (VSP). Unter der professionellen Leitung von Ralph Büchi, Verleger der «Handelszeitung», entwickelte sich dieser Kongressteil mit Podiumsgespräch zu einem der inhaltlichen Höhepunkte der Tagung.
Über den langen und steinigen Weg zum Erfolg in Osteuropa sprach Silvia Lepiarczyk: «Heute sind wir in Osteuropa profitabel. Aber das war nicht immer so. Zwischendurch haben wir bombastisch Geld verdient, dann folgenten wieder schwierigere Phasen.» Lepiarczyk schilderte die verlagsspezifischen Probleme, den harten Konkurrenzkampf und die oft damit verbundenen unzimperlichen Arbeitsmethoden in den jeweiligen Ländern. «Heute geben wir 12 Tageszeitungen heraus und beschäftigen fast 3000 Personen.» Für Ringier gehöre der Osten weiterhin zu den Wachstumsmärkten, obwohl «die Investitionskosten schon fast europäisches Niveau erreicht haben», so Lepiarczyk.
Einmal mehr präsentierte Edipresse-Verleger Pierre Lamunière in brillanter Weise seine verlegerischen Ideen, die bereits mehrheitlich in den Auslandmärkten, mit massiv steigendem Umsatzanteil, umgesetzt sind und dem Westschweizer Verlagsunternehmen dadurch auch bald in der Schweiz die Marktführerschaft bescheren könnten. Lamunière konnte am Donnerstag nicht am Waadtländer Abend teilnehmen, da er der Lancierung seines neuesten Medientitels «Instyle» in Madrid beiwohnen wollte. Und wie Tibère Adler, CEO von Edipresse Schweiz, am Vorabend verriet, «opferte» sich der Unternehmer sozusagen, um der dort anwesenden Penelope Cruz... ja, die Hand zu halten? Niemand weiss Genaueres, und so begann Lamunière comme toujours en français und Deutsch zu parlieren: «Da ich erst um 6 heures le matin zum Schlafen gekommen bin, ist mein Exposé möglicherweise ein bisschen unklar.» War es nicht. Der Verleger dankte indirekt zuerst Napoleon: «Wenn er uns nicht befreit hätte, würden wir heute wahrscheinlich zur Espace Media Groupe gehören.» Gelächter im barocken Jugenstilsaal des Hotels Beau Rivage. «Wenn Sie in neuen ausländischen Märkten verlegerisch Erfolg haben wollen, braucht es vor allem Geduld und ein langfristiges Denken. Markenentwicklungen brauchen Zeit, zudem ist die Eroberung von Marktanteilen teuer.»
Wie schon sein Vater (ehemals möglicher Einstieg bei der «Weltwoche») sieht Lamunière junior die Sprache in den jeweiligen Märkten als wichtigen Erfolgsfaktor: «Nach Möglichkeit ihre Sprache sprechen!», findet er. Deshalb stünden seinen Managern Gratis-Sprachkurse zur Verfügung. Dass Edipresse eher die Finger von Tageszeitungstiteln lässt, habe mit den politischen Unwegsamkeiten zu tun. «Das Risiko ist uns zu gross, deshalb sind wir stärker im Zeitschriftenbereich.»
In den anderen Ländern sei das Konkurrenzdenken viel härter als in der Schweiz, konstatierte auch er. Für Pierre Lamunière sind die Märkte Frankreich, England und Deutschland gesättigt, «das Bärenfell verteilt». Möglichkeiten sieht er aber trotzdem: «Für Edipresse liegt die Entwicklung im Ausland.»
Hanspeter Rohner, CEO der Publigroupe, sprach über das Engagement des Vermarktungskonzerns in China: «Im Auslandgeschäft machen wir dieses Jahr voraussichtlich 380 Mio. Franken Umsatz.» 47 von 50 Auslandaktivitäten der Publigroupe seien zur Zeit profitabel. Auch Rohner ging wie Lamunière auf die Sprachschwierigkeiten ein und dass es sich hier um ein sehr langfristiges Arbeiten handle.
Samstag
18.09.2004