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Donnerstag
16.09.2004

«Was Sie schon immer über Sex wissen wollten ...», lautete die Blickfang-Schlagzeile eines Flugblatts, das die Gewerkschaft Comedia am Donnerstagmittag zum Auftakt des Jahreskongresses der Schweizer Zeitungsverleger in Lausanne verteilt hat. Doch im Innern des Papiers gabs keine einschlägige Lebenshilfe für allenfalls diesbezüglich Not leidende Mitglieder des Verbands Schweizer Presse (VSP). Vielmehr gings da weiter mit den Worten: «... können wir Ihnen auch nicht beantworten.» Dafür bot Comedia Nachhilfe in Sachen Vorteile eines Gesamtarbeitsvertrags (GAV) an («Gleich lange Spiesse für die ganze Branche, verlässliche Kalkulationsgrundlagen, modernes Image und zufriedene Angestellte») und rief die Verleger auf, «auf den Pfad der Tugend zurückzukehren» und Ja zu sagen «zu einem Presse-GAV, der diesen Namen verdient».

Die Aktion sei «nicht schlecht gelaufen», erzählte Comedia-Zentralsekretärin Stephanie Vonarburg dem Klein Report unmittelbar nach Abschluss der Flugblattverteilung, «wir konnten mit verschiedenen Verlegern über das Thema reden». Viel erreicht wurde damit aber nicht, wie der anschliessende 111:4-Beschluss gegen einen GAV zeigte. Bei ihrer Kritik an den Verlegern schloss die Comedia-Zentralsekretärin allerdings das eigene «Fussvolk» nicht aus: «Der GAV ist offenbar weiterhin und weitgehend ein Null-Thema - leider auch für viele unserer eigenen Mitglieder.»

Die Forderung nach neuen GAV-Verhandlungen hatte am Donnerstag auch der Journalisten-Verband Impressum bekräftigt. Mit 10 Argumenten will die grösste Medienschaffenden-Organisation der Schweiz auf den Tisch bringen, «warum ein Gesamtarbeitsvertrag auch den Arbeitgebern nützt, die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen». Das sind die Punkte: «Immer mehr Branchen erkennen den Vorteil von Gesamtarbeitsverträgen. Der Anteil ist seit 2000 stetig am Steigen. Ein Gesamtarbeitsvertrag bringt nicht nur Sicherheit in Krisensituationen, ist nicht nur flexibler als ein Gesetz und schützt im Zusammenhang mit den bilateralen Verträgen vor Sozialdumping. Ein Gesamtarbeitsvertrag fördert auch die Innovationskraft, wie die Privatbank Goldman Sachs in einer aktuellen Untersuchung belegt (Global Economics, Paper No. 103, 26.2.2004). Seit Ende des aktuellen GAV sind bereits die ersten freien Journalistinnen und Journalisten mit Honorardumping bis zu 1 Franken pro Druckzeile (!) konfrontiert. Zu diesem `Preis` ist Qualität nicht mehr zu haben. Ein GAV verhindert die Branchenverluderung: Auch schwarze Schafe müssen den Tarif kennen.» - Mehr dazu: VSP-Jahreskongress: Verleger wollen weiterhin keinen Branchen-GAV und VSP-Jahreskongress: Neues Departement, kein neuer Name