Der im Juli entlassene Geschäftsführer Patrick Hofmann des IT-Dienstleisters Distefora will zurück an die Macht der Firma. Der bisherigen Firmenspitze wirft er die Aushöhlung der Gesellschaft vor. Die Aktionäre seien um 31 Millionen Franken geprellt worden. Ende Juni habe Distefora liquide Mittel in dieser Höhe in der Kasse gehabt, sagte Hofmanns Rechtsanwalt Michael Kloter am Freitag vor den Medien in Zürich. Seither seien mehrere millionenschwere Darlehen an die deutschen Unternehmen Köllmann und Adori geflossen, die unter Kontrolle der luxemburgischen SIS stünden. Pikant an der Geschichte: Laut Kloter sitzen zum Teil die selben Leute an den Schalthebeln von Adori und der Köllmann-Gruppe, die auch bei Distefora das Sagen haben.
Im einzelnen soll Distefora ein Darlehen von 16,3 Mio. Euro der Köllmann-Gruppe gegeben haben, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken soll, wie Kloter sagte. Auch Adori habe von Distefora ein Darlehen von 1,2 Mio. Euro in bar erhalten. Zudem seien 1,7 Mio. Euro an SIS-Chef Christian Nicolai für einen Beratervertrag geflossen, sagte der Anwalt. Dadurch seien von Juli bis September 90 Prozent der Liquidität aus der Distefora abgezogen worden, ohne dass diese dafür Sicherheiten im entsprechenden Gegenwert erhalten habe, sagte Kloter. Beispielsweise seien 29 Prozent der Adori-Aktien an Distefora abgetreten worden, zu einem Preis, der um 60 Prozent über dem Börsenkurs gelegen habe.
Die Vorwürfe will der Anwalt belegen können: «Wir verfügen über die Darlehensverträge», sagte Kloter. Bei Distefora war am Freitag niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Laut «Moneycab» beurteilen die Führungsgremien von Distefora das Vorgehen als «Stimmungsmache» mit Blick auf die künftige Kontrolle der Gesellschaft. Es bestehe «keine Veranlassung, auf die erhobenen Beschuldigungen einzugehen». Nun hat Hofmann, der mit einem Anteil von 30 Prozent der grösste Distefora-Aktionär ist, gemäss den Angaben vor Gericht die Durchführung einer ausserordentlichen Generalversammlung gegen den Widerstand des Verwaltungsrates erstritten. Am 19. Dezember sollen die Aktionäre auf Antrag Hofmanns über die Abwahl des aktuellen Verwaltungsrates befinden, damit Transparenz geschaffen werden könne. - Mehr dazu: Distefora verkauft Medienaktivitäten, Distefora: Geschäftsleiter Hofmann entlassen und Distefora wird nicht liquidiert
Freitag
06.12.2002