Das amerikanische Unternehmen Yahoo soll der chinesischen Polizei Daten zur Verfügung gestellt haben, auf deren Grundlage der Internet-Dissident Li Zhi im Dezember 2003 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden sei. «Das ist der zweite Fall dieser Art, der uns bekannt wird», schreibt die Reporter ohne Grenzen (RoG) in einer Mitteilung vom Donnerstag. «Nun wissen wir, dass Yahoo regelmässig und effizient mit Chinas Polizei zusammenarbeitet», lautet der Vorwurf. Die Menschenrechtsorganisation hat Yahoo aufgefordert, ihr die Namen aller Dissidenten und Journalisten zu nennen, über die das Unternehmen Informationen an die chinesische Justiz weitergeleitet hat. Derzeit sind in China 81 Internet-Dissidenten und Medienleute hinter Gittern.
Im September 2005 wurde bekannt, dass der Internet-Autor Shi Tao mit Hilfe von Yahoo zu zehn Jahren Haft verurteilt worden sei. Die Firma hatte erklärt, dass sie lediglich Fragen der Behörden beantworte, ohne über die gegen ihre Kunden verhängten Strafen auf dem Laufenden zu sein. Reporter ohne Grenzen hält diese Aussage für nicht glaubwürdig. Der jüngste Fall zeige, dass das Unternehmen mit aller Wahrscheinlichkeit wusste, bei der Verhaftung von Dissidenten und Journalisten behilflich zu sein. - Mehr dazu: Yahoo als «IM» der chinesischen Regierung
Donnerstag
09.02.2006