Content:

Mittwoch
03.07.2002

Die Aufgabe der Buchpreisbindung in der Schweiz hätte mehr Nachteile als Vorteile. Diesen Schluss zieht ein am Mittwoch präsentierter Bericht des Basler Wirtschaftsforschungsinstitutes Prognos AG im Auftrag des Bundesrats. Der Bundesrat hatte den Bericht auf Grund eines Postulats von Nationalrat Hans Widmer (SP/LU) angefordert. Zum Bericht nimmt der Bundesrat noch keine Stellung, da die Frage der Buchpreisbindung wegen einer Beschwerde des Schweizerischen Buchhändler- und Verlegerverbandes (SBVV) vor Bundesgericht hängig ist. Gemäss dem Prognos-Bericht würde eine Aufhebung der Preisbindung nicht a priori zu einem ruinösen Preiskampf führen. Im Buchhandel sei der Preis nur eines von mehreren Marketinginstrumenten. Eine Aufhebung der Preisbindung hätte jedoch zur Folge, dass Bestseller deutlich billiger, alle andere Titel aber tendenziell teurer würden.

Wo eine geringe Preissensibilität der Kunden bestehe - etwa bei wissenschaftlicher Fachliteratur - würden die Preise erhöht. Zudem würde im Buchhandel die Anzahl der Geschäftsaufgaben zunehmen. Grossbuchhandlungen wie auch branchenfremde Handelsunternehmen - etwa Supermärkte - würden ihre Buchsortimente dagegen ausbauen. Die Zahl der Buchhandlungen und Verlage, die Schweizer Autorinnen und Autoren fördern, würde zurückgehen. Autorinnen und Autoren würden zudem die verlässliche Basis der Honorarabrechnung verlieren und stärker am verlegerischen Risiko beteiligt. Dies wäre weiter erschwerend für den literarischen Nachwuchs. Die Aufhebung der Preisbindung in der Schweiz hätte auch gravierende Folgen für Deutschland und Österreich. Dortige Händler könnten Bücher in der Schweiz beziehen und die Buchpreisbindung ihrer Länder unterlaufen. Auch könnten Internetbuchhandlungen aus der Schweiz Kunden in Deutschland und Österreich unter Umgehung der Preisbindung beliefern.

1999 hatte die Wettbewerbskommission (Weko) die Preisbindung im Deutschschweizer Buchhandel verboten, zwei Jahre später erteilte das Bundesgericht der Beschwerde gegen das Preisbindungsverbot aufschiebende Wirkung. Damit sind in der Schweiz die Preise für deutschsprachige Bücher noch nicht frei gegeben.