Die Konflikte beim Basler Gratisblatt «Stadt-Zytig» treiben ihrem Höhepunkt entgegen: In der Nacht auf Mittwoch hat Verleger Rolf-Peter Zehnder der gesamten Redaktion mit Ausnahme von Chefredaktor Beat Alder die Kündigung per E-Mail zukommen lassen (Alder ist krankgeschrieben). «Es sind vorsorgliche Kündigungen», präzisierte Zehnder gegenüber dem Klein Report am Mittwochmorgen. Für ihn geht es jetzt bei der «Stadt-Zytig» um die Existenz: «Entweder erreichen sie die Ziele bei den Inseraten, oder ich höre auf», sagte er resolut zum Klein Report. Die am Donnerstagvormittag zu druckende und am Nachmittag zu verteilende Tabloid-Zeitung mit dem orange-schwarzen Zeitungskopf habe diese Ziele «mehr als erreicht», anerkannte Zehnder, aber für die kommende Woche wollte er keine Prognose machen. Laut Zehnder sind zwei der drei gekündigten Redaktoren noch in der Probezeit und haben somit Kündigungsfristen, die sich lediglich nach Tagen bemessen. Und den dritten Redaktor würde er sogleich anderswo einsetzen, versprach Zehnder.
Etwas komplizierter ist die Situation mit Beat Alder, nicht nur weil dieser wohl für längere Zeit krankgeschrieben ist. Mit ihm hat Zehnder im Februar 2005 in Herisau eine gemeinsame Gesellschaft (Alder & Zehnder GmbH) als Herausgeberin der «Stadt-Zytig» gegründet. Zehnder hat wiederholt auch gegenüber dem Klein Report erklärt, er habe 400 000 Franken in diese Firma eingeschossen, was von Alder bezweifelt wird. Er wisse aber über die finanziellen Belange nicht Bescheid, da er weder Abrechnungen noch Bilanzen gesehen habe, behauptet Alder. Es ist offensichtlich, dass dieser Teil des Themas «Stadt-Zytig» kaum anders als vor Gericht erledigt werden kann.
Möglicherweise droht zudem für den «Gratiszeitungs-König» Rolf-Peter Zehnder (er besitzt zwei Dutzend Blätter vor allem in der Ost- und Zentralschweiz sowie im Aargauer und Berner Mittelland) bald Gefahr aus einer unerwarteten Ecke. «Die Mitarbeiter wollen weitermachen», kündete Beat Alder am Mittwoch gegenüber dem Klein Report etwas geheimnisvoll an, «wir sind an einem neuen Projekt.» In diesem Zusammenhang erinnerte er an den Übergang vom «Züri-Leu» zur «Züri-Woche» im Mai 1982, als der «Tages-Anzeiger»-Verlag (Heute: Tamedia) die ungeliebte Gratiszeitung aufkaufte und gleich darauf einstellte - worauf Hans Arndt, Beat Curti, Karl Lüönd und Jürg Müggenburg praktisch über Nacht ein neues Blatt aus dem Boden gestampft hatten. - Mehr dazu: Basler «Stadt-Zytig»: Krach zwischen Alder und Zehnder, Eklat bei der Basler «Stadt-Zytig»: Beat Alder entmachtet und Rolf-Peter Zehnder ist neuer Gratiszeitungs-König
Mittwoch
30.11.2005