Ins Herz geschlossen hat Filmtage-Direktor Ivo Kummer die Filmpreis-Gala in Solothurn nie so recht. Nun sind die Filmtage den Show-Akt los - und glücklich. Freitagabend feierte man auf Aare-Art, nämlich direkt im Uferbau an der Aare, den Akt der Verkündigung, oder profaner gesagt, die Annoncierung der Schweizer Filmpreisnominationen. Die Glamour-Veranstaltung wird dann am 7. März im KKL Luzern über die Bühne gehen. Moderiert von Monika Schärer und von den Schweizer Fernsehanstalten SF, TSR und TSI übertragen. Rolf Breiner wirft einen subjektiven Blick auf die Nominationsliste und nennt die Namen beim Namen. Bei den Spielfilmen sind die Westschweizer stark vertreten («Du bruit dans la tête», «Un autre homme»), doch das Rennen machen wohl die Happy-End-Episoden «Happy New Year» von Christoph Schaub und die kunterbunte, herrlich kitschige Bollywood-Farce made in Switzerland «Tandoori Love» von Oliver Paulus unter sich aus. Oder setzt sich die welsche Fraktion doch durch?
Der Favorit für den Dokumentarfilmpreis ist die bildstarke Sozialreportage über das Leben der Ogalala-Sioux in ihrer Reservation (in South Dakota) und ihr Radiosender: «No More Smoke Signals» von Fanny Bräuning. Bei den drei nominierten Drehbüchern hat Stefan Jäger («Boxing Jesus») eine Aussenseiter-Chance. Doch ist das Buch zu «Home» (Ursula Meier, Antoine Jaccoud) der Arbeit von Grischa Duncker, Thomas Hess und Christoph Schaub zu «Happy New Year» vorzuziehen. Als beste Darstellerin sticht Natacha Koutchoumov («Un autre homme») hervor, aber auch Céline Bolomey («Du bruit dans la tête») darf man gute Chancen einräumen. Der absolut beste Darsteller unter den drei Nominierten ist Dominique Jann in «Luftbusiness», in einem stark unterschätzen, dunklen Drama von Dominique de Rivaz. Joel Basman, Shootingstar 2008, überzeugt in «Luftbusiness», aber auch Kacey Klein Motte («Home») ist zu beachten.
Mitglieder der neu berufenen Filmakademie haben nominiert. Doch bei der Filmpreisvergabe spricht auch das Bundesamt für Kultur (BAK) ein gewichtiges Wort mit. Eine Übergangslösung, wie man hört. Hoffentlich, muss man hinzufügen, denn wenn Kulturbeamte mit Nicolas Bideau an der Spitze entscheiden, ist für Zoff gesorgt, wie einige Filme beweisen, die vom BAK unter Wert beurteilt und abgelehnt wurden.
Sonntag
25.01.2009