Der Solothurner Vogt-Schild-Verlag klagt das Zürcher Medienunternehmen Tamedia wegen unlauteren Wettbewerbs ein, weil diese ein gemeinsames Jahresabo des «Solothurner Tagblatts» und der «SonntagsZeitung» für 100 Franken anbietet. Mit diesem «Billigstabo-Angebot» mache die Tamedia einen «unerlaubten Dumpingpreis» und ein «Lockvogelangebot», was gegen das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb verstosse. Gegen zeitlich klar limitierte Angebote unter den Selbstkosten sei nichts einzuwenden, sagte Vogt-Schild-Chef Christian Müller am Dienstag zu einem Bericht des Branchenmagazins «Schweizer Journalist». Das gehöre zum normalen Konkurrenzkampf auf dem Zeitungsmarkt. Nicht aber für Jahresabonnemente.
Die Klage gegen Tamedia sei am 3. September beim Richteramt Solothurn-Lebern deponiert worden, sagte Christian Müller weiter. Mit der Klage gehe es nicht darum, Tamedia zu bestrafen oder Schadenersatz zu verlangen, betonte er. «Wir wollen eine Zeitlimite definiert haben für Zeitungsabonnemente, die unter dem Selbstkostenpreis angeboten werden.» Vorgeschlagen werde in der Klage eine Limite von vier Monaten.
Christopher Wehrli bezeichnete für die Tamedia das Sonderangebot als «marktübliches Mailing», das auch von andern Verlagen praktiziert werde. Mit unlauterem Wettbewerb habe dies nichts zu tun. Die Aktion sei Ende September abgeschlossen. «Wir behalten uns aber je nach nach Entscheid des Gerichtes auch künftig solche Angebote vor», stellte Wehrli fest. Die Aktion mit dem Kombiangebot «Solothurner Tagblatt» und «SonntagsZeitung» sei vor allem 2007 sehr erfolgreich verlaufen.
Aus Protest gegen das Vorgehen der Tamedia hat Vogt-Schild zudem vorsorglich die Mitgliedschaft beim Verband Schweizer Presse gekündigt. «Wir können nicht akzeptieren, dass sich die Mitglieder des Verbandes mit unlauteren Mitteln gegenseitig kaputtmachen». Über den definitiven Austritt müsse aber noch der Verwaltungsrat des Unternehmens entscheiden, hielt Müller fest. Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument will am Jahreskongress der Schweizer Presse vom kommenden Donnerstag und Freitag einen Vermittlungsversuch unternehmen.
Das «Solothurner Tagblatt» erscheint seit Oktober 2001 als Kopfblatt der «Berner Zeitung» aus dem Haus der Espace Media Groupe. Die Gruppe gehört seit 2007 zum Tamedia-Konzern, der nebst dem «Tages-Anzeiger» auch die «SonntagsZeitung» sowie weitere Titel verlegt. An der Herausgeberin der «Solothurner Zeitung» (SZ) - der Vogt-Schild/Habegger Medien AG (VHS) - ist die AZ-Medien-Gruppe von Verleger Peter Wanner mit 35 Prozent beteiligt. Die SZ erscheint im Medienverbund der «Mittelland-Zeitung».
Dienstag
09.09.2008