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Mittwoch
19.10.2011

Der diesjährige Daniel-Pearl-Preis geht an den ukrainischen Journalisten Vlad Lavrov. Der Preis wird durch das International Consortium of Investigative Journalists (Internationales Konsortium der Enthüllungsjournalisten) vergeben. Lavrov erhielt den Preis für seine Mitwirkung am länderübergreifenden Ermittlungsprojekt «Offshore Crime, Inc».

Der Journalist war Mitglied einer Gruppe von Journalisten aus Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Serbien, England, den USA sowie der Ukraine. Insgesamt sechs Monate dauerten die Ermittlungsarbeiten. Sie deckten organisierte Verbrechergruppen auf, die Steueroasen im Ausland nutzen, um Geld zu waschen, Vermögen zu verstecken und Steuern zu hinterziehen.

Lavrov war einer der Reporter, die Steueroasen wie etwa den US-Bundesstaat Delaware, die Kaimaninseln, die Seychellen, Neuseeland, Rumänien oder die Ukraine unter die Lupe nahmen. Um die versteckten illegalen Aktivitäten aufzudecken, gaben sich die Journalisten als Geschäftsleute aus, die bestimmte Dienstleistungen benötigten. Bei Treffen und Online-Besprechungen erhielten die Reporter ausführliche Ratschläge, wie sie durch Offshore-Mechanismen Steuerzahlungen umgehen könnten.

Der rumänische Journalist Paul Cristian Radu koordinierte das gesamte Reporterteam - Mihai Munteanu (Rumänien), Beth Kampschror (USA), Stanimir Vaglenov (Bulgarien), Vlad Lavrov (Ukraine), Tamas Bodoky (Ungarn) und Stevan Dojcinovic (Serbien). Drew Sullivan (Vereinigtes Königreich) und Rosemary Armao (USA) waren für die redaktionelle Bearbeitung zuständig.

Lavrov erhielt seine Auszeichnung im Rahmen der Weltkonferenz des Enthüllungsjournalismus, die vergangene Woche in Kiew stattfand. Die Konferenz ist eine der wichtigsten Veranstaltungen des Enthüllungsjournalismus. Nick Davies, der legendäre Ermittler des «Guardian» im Fall Murdoch, hielt bei der Konferenz in Kiew eine Rede.

Weitere Finalisten des diesjährigen Wettbewerbs beschäftigten sich dem Medikament Tamiflu, mit Menschenhandel in Lateinamerika, mit den Problemen ausländischer Mitarbeiter an den amerikanischen Stützpunkten in Afghanistan und Irak, mit den Verbrechen des Friedenskorps sowie mit Piraterie. Insgesamt wurden von Journalisten aus 30 Ländern 70 Ermittlungsfälle eingereicht.

Der Daniel-Pearl-Preis wird alle zwei Jahre vom International Consortium of Investigative Journalists vergeben. Mit diesem Preis soll spezifisch die Arbeit von Enthüllungsreportern geehrt werden, die grenzübergreifend in verschiedenen Ländern zusammenarbeiten.