Der Arbeitgeberverband der grafischen Industrie, Viscom, hat an seiner Delegiertenversammlung vom Donnerstag in Solothurn beschlossen, die abgebrochenen GAV-Verhandlungen wieder aufzunehmen. Die Delegierten haben dem Zentralvorstand ein entsprechendes Mandat erteilt. Seit Anfang Mai herrscht in der Branche ein vertragsloser Zustand, seit die ersten Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag gescheitert waren.
Jetzt schlägt der Viscom den Gewerkschaften Comedia und Syna vor, den alten GAV um fünf Jahre zu verlängern. Dieses Angebot gilt bis Ende Juli. Viscom-Präsident Peter Edelmann vermutet allerdings, dass die Gewerkschaften auf diesen Punkt kaum einsteigen würden. Deshalb will der Viscom parallel dazu die GAV-Verhandlungen auf der Basis der bisherigen Arbeitgeberforderungen wieder aufnehmen. Sollte bis Ende Jahr keine Lösung gefunden werden, will der Viscom ab 1. Januar 2005 durch einen einseitigen Verbandsbeschluss einen GAV innerhalb der Branche in Kraft setzen. Das Gewerkschaftskomitee werde das Angebot Ende nächster Woche prüfen und über das weitere Vorgehen entscheiden, erklärte Comedia-Zentralsekretär Roland Kreuzer auf Anfrage.
Während der Delegiertenversammlung demonstrierten vor dem Tagungslokal gemäss Gewerkschaftsangaben rund 1000 Mitglieder der Gewerkschaften Comedia und Syna. Diese verlangten einen Kurswechsel der Arbeitgeber. In der Romandie und im Tessin führten die Gewerkschaften zwischen 12 und 15 Uhr in verschiedenen Städten Warnstreikversammlungen durch. Die Arbeitnehmer verlangen vom Arbeitgeberverband den Abschluss eines neuen Gesamtarbeitsvertrags bis Ende September.
Die wichtigsten Forderungen sind der automatische Teuerungsausgleich sowie eine Reallohnerhöhung, die Gleichstellung der Frauen, die Allgemeinverbindlichkeit des GAV sowie Verbesserungen beim Kündigungsschutz und eine Woche mehr Ferien für Lehrlinge. Sollten die Arbeitgeber nicht einlenken, drohen die Gewerkschaften mit landesweitem Streik. In einer Befragung unter den Gewerkschaftsmitgliedern im Mai und Juni hatten sich 89% der Comedia- und 84% der Syna-Mitglieder für Kampfmassnahmen ausgesprochen. - Mehr dazu: Noch immer keine Einigung beim GAV der Druckindustrie
Donnerstag
17.06.2004