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Montag
07.03.2005

Beim Börsengang des Münchner Abo-Senders Premiere kurz vor dem Stichtag am Mittwoch zeichnet sich ein Erfolg ab. Laut der «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» (FAS) ist die Aktie bereits siebenfach überzeichnet. Der Börsengang von Premiere ist also dabei, eine weitere Erfolgsstory in Georg Koflers Lebenslauf zu werden. «Der ehemalige ORF-Mitarbeiter und Gründer des profitabelsten deutschen Privatsenders ProSieben wird damit einmal mehr seinem Nimbus als erfolgreichster Medienmanager Deutschlands gerecht» schrieb Pressetext Austria am Montag.

«Ohne ihn ist der Turnaround nicht vorstellbar», meint der Medienanalyst Martin Fabel von A. T. Kearney zur «International Herald Tribune». Kofler hat Premiere im Februar 2002 zu einem Zeitpunkt übernommen, zu dem bei einem Schuldenstand von rund 4 Mrd. Euro, täglichen Millionenverlusten und einer stagnierenden Abonnentenzahl keiner mehr an eine «Erfolgsstory» glaubte. Kofler schon. Im August 2003 stockte er seine Beteiligung an Premiere von rund 10 auf 20% auf. Er schaffte es, die Filmrechte mit den Hollywood-Studios neu zu verhandeln und damit die Kosten wesentlich zu senken. Aber auch beim Personal wurde der Sparstift radikal angesetzt: Beinahe die Hälfte der Belegschaft musste gehen.

Das vergangene Geschäftsjahr schloss Premiere mit einem operativen Plus von 82,9 Mio. Euro ab. Bei einem wachsenden Umsatz von 984,8 Mio. Euro wurde zwar noch immer ein Nettoverlust von 80,6 Mio. Euro eingespielt, aber Kofler versprühte wie immer Optimismus. Der Schuldenstand wurde bis Ende 2004 auf 431 Mio. Euro reduziert, die Abonnentenzahl hat 3,247 Mio. erreicht. «Premiere hat jetzt die kritische Masse für profitables Wachstum erreicht», so Kofler bei der Präsentation der Jahresbilanz. Dieser Optimismus dürfte auch bei der Roadshow von Kofler angekommen sein, die vor allem durch Deutschland und Österreich führte, aber auch in London, New York und Boston Station machte.

Insgesamt wird Premiere bis Dienstag 42,1 Mio. Aktien zwischen 24 und 28 Euro je Aktie anbieten, davon 24,6 Mio. Aktien der bisherigen Eigentümern, 12 Mio. neue Aktien sowie zusätzliche Aktienoptionen bei überhöhter Nachfrage (Greenshoe). Damit wiegt der IPO etwa 1,2 Mrd. Euro. Damit will Kofler vor allem die noch vorhandenen Schulden zahlen und das Unternehmen weiter fit für die zunehmende Konkurrenz machen, die angesichts der Digitalisierung und des wieder erwachten Interesses der deutschen TV-Konzerne RTL und ProSiebenSat.1 zu erwarten ist. Aber auch für Premiere will Kofler die Expansion ins Free-TV-Geschäft nicht ausschliessen. Allerdings sprach er in der FAS davon nur als «langfristige Möglichkeit».