Für die Ausstrahlung eines fingierten Abschiedsbriefs Anfang Juli in der Sendung «10 vor 10» hat Redaktionsleiter Klaus Vieli von SF-DRS-Chefredaktor Ueli Haldimann einen Verweis erhalten. Auch der Produzent der Sendung habe einen Verweis erhalten, sagte Haldimann am Samstag in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Am 5. Juli erschoss ein 56-jähriger Kadermann der ZKB in Zürich zwei Direktionsmitglieder der Bank und richtete sich danach selbst. Nach der Bluttat hatte die Polizei bekannt gegeben, dass der Täter einen Abschiedsbrief verfasst habe.
Im «Tages-Anzeiger» erklärt Haldimann, weshalb niemand so richtig Schuld habe. Denn: Der eine war nicht da, und der andere hat es nicht so gemeint. Die Idee, den Brief nachzustellen, sei stümperhaft. Dass die Inszenierung nicht mit dem Einblender «nachgestellte Szene» gekennzeichnet worden sei, habe den Fehlentscheid zu einem gravierenden Fehler gemacht. Redaktionsleiter Klaus Vieli habe von der Inszenierung keine Kenntnis gehabt (war nicht da ...). Die Absicht, den Brief zu fälschen, habe aber niemand gehabt (nicht so gemeint ...).
Der Fall sei ein klarer Verstoss gegen die publizistischen Leitlinien von SF DRS, hält Haldimann fest. Er habe untersucht, wie der Fehler passieren konnte. Abhilfe schaffen wolle er mit verstärkten internen Kontrollen. Klaus Vieli habe die entsprechenden Aufträge erhalten. «10 vor 10» dürfe sich keine Fehler, keine Peinlichkeiten und keine Pannen mehr leisten, so Haldimann. Was sonst passieren werde, sprach er nicht an. «10 vor 10» habe wegen zu häufiger Fehler derzeit ein Imageproblem. Er verlangt in der Sendung auch mehr Beiträge über relevante Themen. Die Quote sei nicht der einzige Massstab.
Sonntag
08.08.2004