Content:

Dienstag
24.08.2004

Ein seit Tagen in Irak vermisster italienischer Journalist ist offenbar entführt worden. In einem Video, das der arabische Sender El Dschasira am Dienstag ausstrahlte, bekannte sich eine Gruppe namens Islamische Armee zur Entführung. Sie stellte der italienischen Regierung ein Ultimatum von 48 Stunden. In dieser Frist müsse Rom den Rückzug seiner Truppen aus Irak ankündigen. Ansonsten sei das Leben des 56-jährigen Enzo Baldoni in Gefahr.

Die italienische Regierung bekräftigte umgehend, die «zivile und militärische» Präsenz in Irak werde aufrecht erhalten. Sie sicherte aber ihren vollen Einsatz zur Rettung des Journalisten zu. Der italienische Sender Canale 5 unterbrach sein Programm am Dienstag und spielte den Beitrag von El Dschasira ein. In dem Video macht der Journalist Enzo Baldonis auf Englisch Angaben zu seiner Identität: «Ich bin Enzo Baldoni, 56 Jahre alt.» Das Video zeigt zudem deutlich den Pass und den Journalistenausweis Baldonis. Laut der Familie Baldonis war der freie Journalist des Mailänder Nachrichtenmagazins «Diario» am vergangenen Donnerstag mit Vertretern des italienischen Roten Kreuzes nach Nadschaf unterwegs.

Nachdem ein Konvoi der Mission wenige Kilometer von der Stadt Kufa beschossen worden war, habe das Rote Kreuz beschlossen, auf die Reise zu verzichten. Baldoni habe jedoch seine Reise fortgesetzt. Später wurden sein Fahrer und sein Dolmetscher tot aufgefunden, hiess es. Islamische Extremistengruppen, die nach eigenen Angaben El Kaida nahe stehen, drohen Italien seit Wochen mit schweren Terroranschlägen, falls die Regierung nicht ihre rund 3000 Soldaten aus dem Süden Iraks abzieht. Im April war ein entführer Italiener vor laufender Kamera erschossen worden.

Unterdessen wurde bekannt, dass offenbar die letzte in Irak entführte libanesische Geisel auf freien Fuss kam. Die Geiselnehmer seien einer Aufforderung des sunnitischen Ulema-Rates in Irak gefolgt, hiess es in einem Video, das der libanesische Privatsender LBC am Dienstag ausstrahlte. Die drei maskierten Entführer bezeichneten sich selbst als Vertreter der «Islamischen Bewegung der Mudschahedin in Irak - Seif-el-Islam-Brigade». Den Angaben zufolge handelte es sich bei ihrem Opfer um den 27-jährigen Mohammed Raad. Das libanesische Aussenministerium hatte kurz zuvor bestätigt, dass Raad in den nächsten Stunden freigelassen werde. Er sei in gutem Gesundheitsszustand. Nach der Freilassung Raads befinde sich keine libanesische Geisel mehr in Irak.