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Mittwoch
15.06.2005

Das zweite Halbjahr - was bringt es der Medienbranche? Der Klein Report holte an der Publicitas-Verlegertagung von Verlags- und Anzeigencracks Meinungen zum Anzeigenbusiness des laufenden Jahres ein und wollte wissen, ob das zweite Halbjahr noch einige (positive) Überraschungen bereit hält.

Fazit: Eine Erholung wäre wünschenswert, doch fehlt den meisten dazu der Glaube - es sei denn, sie agierten in lokalen oder regionalen Märkten wie beispielsweise Urs Donatsch, Regionaldirektor von Publicitas Léman: «Ich glaube, dass im zweiten Halbjahr bei uns in den regionalen Inseratemärkten eine Verbesserung stattfinden wird. Das erste Halbjahr war unter unseren Erwartungen. Hoffentlich bringt die neue Konkurrenz im Detailhandel auch neue Impulse in der nationalen Inseratewerbung.»

Der Einschätzung schliesst sich auch Eric Meizoz, Publicitas Sion, an: «Ich erwarte bis 2% mehr Umsatz im Inseratemarkt im Wallis, speziell im französischsprachigen Teil. Im ersten Halbjahr hatten wir 3,5% mehr Umsatz, was atypisch war. Der Gesamtmarkt Schweiz stand etwa bei 0 oder tendierte zu -1%. Im Stellenbereich spüren wir seit Anfang März nun eine Zunahme: plus 15%. Und im Immobliengeschäft ging es die letzten drei bis vier Jahre abwärts, hier scheint jetzt die Talsohle erreicht.»

Zurückhaltender formulierte Jürg Siegrist, Direktor Schweizer Werbe- Auftraggeberverband (SWA), seine Erwartungen: «Ich bin verhalten positiv, wobei man nicht branchenweise vohersagen kann, wie es kommt. Man muss die Beurteilung individuell vornehmen, bis hin zu einzelnen Firmen.» Praktisch die identsiche Antwort kam von Rainer Sauser, Marketing-Direktor der Publicitas in Lausanne: «...ja, sehr verhalten. Es ist extrem schwierig, die Entwicklung auf den Inseratemärkten voherzusagen.» Ist es das tatsächlich? Offenbar nicht für den Markenstrategen und Werber Peter Felser, Mitinhaber der Werbeagentur Spillmann/Felser/Leo Burnett, der ein Referat zumThema «Die Lust am Discount verändert Gesellschaft und Wirtschaft» hielt: «Die klassische Werbung wird seit Jahrzehnten totgeredet. Ich bin überzeugt, dass sie wieder ihre Blütezeit haben wird. Denn starke Marken brauchen Öffentlichkeit.»

Will man also wissen, wohin die Reise geht, wissen es die «Provinzfürsten» wohl am besten und kommen damit zu differenzierteren Kurzanalysen, so etwa Jürg Weber, Geschäftsleiter der «Neuen Luzerner Zeitung»: «Ich richte mich entsprechend ein. Im ersten Trimester war ich noch verhalten optimistisch... die beschleunigte Strukturkrise ist durch die aktuelle Wirtschaftslage und die Preisnervosität wesentlich akzentuierter geworden.»

Kathrin Spross, Verlegerin «Anzeiger der Stadt Kloten», siehts indessen positiver: «Wir gehören als lokaler Anbieter sicherlich nicht zu denen, die einen grossen Aufschwung erleben werden. Wir haben aber eine gute Chance, da wir nicht in einer Sandwich-Position stecken wie beispielsweise Regionalzeitungen. Wir müssen unsere Position im lokalen Bereich verstärken und unsere Stellung als Nummer 1 weiter ausbauen. Dann hat der `Anzeiger der Stadt Kloten` eine gute Überlebenschance.» Roland Oetterli, Verlagsleiter Beobachter: «Das zweite Halbjahr wird gleich verhalten sein wie das erste. Beim `Beobachter` sind wir aber sehr erfreulich auf Kurs.»

Freilich, wer berufs- oder funktionärsbedingt die Entwicklung auf dem Anzeigenmarkt durch die nationale Brille betrachten muss, kommt zu ähnlichen Schlüssen, so auch Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbands Schweizer Presse: «Es bleibt schwierig für den Printbereich. Es gibt keine Zeichen, dass sich etwas wahnsinnig ändert. Wir haben es in den nationalen Märkten schwer. Punktuell ist es in den regionalen und lokalen Inseratemärkten besser.»

Und last, but not least Hans-Peter Rohner, CEO Publigroupe: «...wie bereits gesagt, eine nervöse Stabilität, mit Überraschungspotenzial nach oben.»