Der Schweizer Verleger Jürg Marquard, («Cosmopolitan», «Joy», «Celebrity») hat in Ungarn ein Radio (Slager Radio) betrieben. Doch diesem wurde die Lizenz entzogen - aus politischen Motiven. Dies berichtete die Zeitung «Der Sonntag». Der Sender sei «nicht wirklich links, aber offenbar auch nicht rechts genug», kommentierte die Zeitung «Pester Lloyd».
Der Wert des inzwischen abgestellten Senders wird auf 90 Millionen Dollar geschätzt. Gemäss «Sonntag»-Informationen war Marquard mit rund 14 Millionen daran beteiligt. Auf der Slager-Frequenz hören die Ungarn nun einen Sender, auf dem Politiker ihre Parolen verbreiten dürfen. Hintergrund ist ein Kuhhandel von Viktor Orbans rechtsgerichteter Fidesz mit den Sozialisten: Die beiden Parteien haben sich zwei Sender geschnappt (nebst Slager auch Danubius) und untereinander aufgeteilt.
Slager wurde den Sozialisten zugeschlagen, Danubius den Rechten. Der Lizenzentzug erfolgte bereits vor den Wahlen, doch die Slager-Betreiber klagten. Vor kurzem die Ernüchterung: Am 23. Februar hat der Oberste Gerichtshof als letzte nationale Instanz die Klage von Slager Radio abgewiesen.
Zum weiteren Vorgehen will sich der Schweizer Verleger nicht äussern: «Kein Kommentar», sagte Marquard zum «Sonntag» bloss. Marquard hat Beziehungen zur ungarischen Regierung: Er kennt Premierminister Orban, Aussenminister Janos Martonyi und Staatspräsident Pal Schmitt persönlich. Diese ungewöhnlichen Kontakte hängen damit zusammen, dass Marquard in Ungarn seit fast 25 Jahren eine Pionierrolle einnimmt. 1995 ernannte ihn die ungarische Regierung zum «Honorargeneralkonsul der Ungarischen Republik» in der Schweiz. Doch all diese Kontakte scheinen nun nichts zu nützen.