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Mittwoch
06.02.2008

Das haben die (wenigen) Journalistinnen und Journalisten im Publikum gerne gehört: «Der Beruf des Journalisten muss aufgewertet werden, unter anderem mit besseren Gehältern.» Auf diese Formel lassen sich die Aussagen der Verlagsmanager von Tamedia, Ringier und Springer Schweiz zusammenfassen. Martin Kall, Daniel Pillard und Ralph Büchi machten diese Aussagen am Communication Summit des Zürcher Pressevereins (ZPV) und der Zürcher Public Relations Gesellschaft (ZPRG) vom Dienstagabend.

Mit hörbarem Erstaunen berichtete etwa Ralph Büchi aus Deutschland, dort hätten Chefredaktoren einen sehr viel höheren Stellenwert als in der Schweiz. Und Martin Kall bezeichnete es als wichtigstes Element für den Erfolg eines Medienunternehmens, in die Innovationskultur zu investieren, wozu auch die entsprechende Wertschätzung für die Journalistinnen und Journalisten gehöre.

In seinem Eröffnungsreferat zum Thema «Schweizer Medien: bald alles gratis?» führte Tamedia-CEO Martin Kall den finanziellen Erfolg der von ihm geleiteten Firma auf vier Kriterien zurück: Es gehe erstens darum, die neuen Lebensgewohnheiten wie Internetnutzung und Pendeln wahrzunehmen und sich darauf auszurichten (Online-Angebote, «20 Minuten»). Zweitens müsse man bereit sein, erhebliche Investitionen in den Journalismus zu tätigen. Drittens müsse man auch dem Werbemarkt attraktive Angebote wie sinkende Tausenderpreise machen. Und am wichtigsten sei schliesslich die Förderung der Innovationskultur. Für die nächste Zeit kündete er den Hauptinvestitionsschwerpunkt im Bereich Online an. Mit ansteckender Begeisterung plädierte er dafür, in der gegenwärtigen Situation auf dem Medienmarkt in erster Linie die Chancen zu sehen anstatt die Risiken. «Es ist eine spannende Branche», unterstrich er munter.

Zum angesagten Thema «Gratismedien» waren sich die drei Chefs sowie Informations-Professor Martin Eppler (Uni Lugano) und Kommunikationsberaterin Karin Müller einig, dass die Gratisbäume nicht in den Himmel wachsen werden. Die Internetnutzung werde wohl unentgeltlich bleiben, und auch an zwei Gratistageszeitungen in der deutschen Schweiz auf längere Frist mochte niemand zweifeln. Im Übrigen aber werde etwa die Sonntagspresse wegen der Vertriebskosten kaum je zum Nulltarif zu haben sein.

Für den «Blick» müsse man auch in Zukunft bezahlen, kündete im Weiteren Ringier-Schweiz-Chef Daniel Pillard an, der bei dieser Gelegenheit für die abendliche Schwesterzeitung «Heute» keine sichere Zukunftsprognose machen wollte. Das erste Boulevardblatt der Schweiz sei in den fast 50 Jahren seiner Existenz «altmodisch» geworden und müsse sich und den Boulevard neu erfinden. Ab Anfang März wird man sehen, was er darunter versteht. Den Schlusslacher hatte dann Martin Kall, der einen Qualitätsvergleich zwischen den Schweizer Gratiszeitungen und den deutschen Privatfernsehsendern anstellte und Letztere als «wirklich entsetzlich» abqualifizierte.