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Montag
01.12.2008

Frankreichs Justizministerin Rachida Dati hat die aufsehenerregende Festnahme eines prominenten Journalisten verteidigt. Das Verfahren sei völlig rechtmässig gewesen, sagte Dati am Montag vor dem Senat. Vittorio de Filippis, ein früherer Chef der Zeitung «Libération», war am Freitag von der Polizei festgenommen worden. Dabei wurde er nach eigenen Angaben vor seinen Kindern beleidigt. Später musste er sich auf der Wache zweimal nackt ausziehen, um durchsucht zu werden. Erst danach kam er wieder frei.

Wenn ein Bürger einer Vorladung vor Gericht nicht folge, werde ihm ein Haftbefehl zugestellt. Dies bedeute jedoch nicht, dass er schuldig sei. Vittorio de Filippis seien drei Vorladungen zugegangen, erklärte Justizministerin Dati. Hintergrund der Festnahme war die Anzeige eines Unternehmers wegen übler Nachrede. Filippis Zeitung hatte vor zwei Jahren im Internet einen Leserbrief veröffentlicht, in dem die Verurteilung des Mannes wegen Veruntreuung erwähnt worden war. Das französische Presserecht von 1881 stuft den Leiter einer Publikation bei einem beleidigenden Artikel als «Hauptautor» ein. Der eigentliche Schreiber gilt als Komplize.

Der Präsident des Pariser Berufungsgerichts, Jean-Claude Magendie, kündigte am Montag eine Untersuchung des Falles an. Die Behandlung des prominenten Journalisten hatte in Frankreich Empörung ausgelöst. Selbst die Regierungspartei UMP sprach von einer «surrealistischen Aktion» und verlangte eine Untersuchung des Vorfalls.