Die Worte von Pascal Scherrer, dem Publizistischen Leiter von DRS 3, klangen in den Ohren der Privatradiobetreiber wie Hohn: «Anders als viele unserer privaten Mitbewerber sind wir nicht marktschreierisch und pflegen unser Understatement - jetzt zeigen wir jedoch offensiv, wie gross unsere Innovationskraft ist», hatte er am Dienstag gegenüber dem Branchendienst «Persönlich» erklärt. In dem Artikel war zudem die Rede davon, dass DRS 3 mit den drei neuen Sendungen «den Radiomarkt und dabei insbesondere die privaten Radios aufmischen» wolle.
Anlass genug für den Verband Schweizer Privatradios (VSP), nicht nur die «Offenlegung der Finanzen von Radio DRS 3» zu fordern, sondern sich allgemein Gedanken über den ungleichen Kampf zwischen Staatssender und Privatradios zu machen. «Dass ein Konkurrenzkampf zwischen den SRG- und den Privatradios besteht, streitet niemand ab. Es war bisher aber weder bei den Privatradios noch bei der SRG Praxis, offen gegeneinander zu programmieren», erklärte am Donnerstag Verbandspräsident Jürg Bachmann gegenüber dem Klein Report. Die Töne des Publizistischen Leiters von DRS 3 seien jedenfalls neu.
Bachmann erinnerte daran, dass DRS 3 1983 in aller Eile auf die Beine gestellt worden sei, als die SRG befürchten musste, Privatradios würden sich mit einer direkteren Ansprache und einem frischeren Programmstil an die jüngere Generation wenden. Die Privatradios seien aber bis heute bei der lokalen und regionalen Hörerschaft verankert. Obwohl es in der heutigen mobilen Gesellschaft gang und gäbe ist, dass man in Basel wohnt, in Bern arbeitet und in Zürich die Freizeit verbringt, ist das Lokalradio-Konzept gemäss Jürg Bachmann noch längst nicht überholt: «Medienkonsum hat viel mit Vertrautheit und auch lokaler Verankerung zu tun. Es sind die Privatradios, die im Wesentlichen den Service public régional erfüllen, auch wenn die SRG in der Deutschschweiz mit viel Aufwand Regionaljournale betreibt, die letztlich wieder eine gebührenfinanzierte Konkurrenz gegen die Lokalradios sind», so VSP-Präsident Jürg Bachmann.
Dass die privaten Radiomacher allenfalls neidisch auf die DRS-3-Programm-Innovationen sind, verneinte Jürg Bachmann gegenüber dem Klein Report. «Ich kann mich noch gut an die erste Kochsendung erinnern, die ein Radio ausgestrahlt hat, das ich leitete. Das war `Radio aktuell` 1984», sagte er. Es seien auch die Privatradios gewesen, die schon vor über 25 Jahren Kabarett- und Comedystücke ausgestrahlt hätten. «Innovationen gehören zu jeder Programmgestaltung. Allerdings dienen sie der Bindung der eigenen Hörer an den Sender», so Bachmann. «Programmierung, die sich primär gegen andere Stationen richtet, ist erfahrungsgemäss weder klug noch ergiebig», so sein Fazit.