Der chinesische Regisseur Jia Zhang-Ke hat beim Filmfestival in Venedig den Goldenen Löwen für sein Werk «Still Life» erhalten. Darin erzählt er das Schicksal mehrerer Anwohner beim umstrittenen Bau des Drei-Schluchten-Staudamms am Jangtse-Fluss in China. Der Siegerfilm war von Festivaldirektor Marco Müller zuerst nicht als Mitbewerber um den Löwen genannt worden, sondern ging als anfänglich unbekannter «Überraschungsfilm» ins Rennen. Die Jury zeichnete im weiteren Ben Affleck als besten Schauspieler für seine Hauptrolle in «Hollywoodland» von Regisseur Allen Coulter aus. Die britische Schauspielerin Helen Mirren wurde für ihre Rolle in «The Queen» von Stephen Frears als beste Darstellerin geehrt.
Bei einer kurzen und eher nüchternen Abschlussgala am Samstagabend ging der Spezialpreis der Jury an Regisseur Mahamat Saleh Haroun aus dem Tschad für seinen Streifen «Daratt». Den Silbernen Löwen erhielt der französische Altmeister Alain Resnais für «Privat Fears in Public Places». Den Silbernen Löwen für die «grösste Entdeckung» des Festivals erhielt der italienische Regisseur Emanuele Crialese für «Nuovomondo». Bereits vor einigen Tagen hatte der amerikanische Kultregisseur David Lynch den Goldenen Ehrenlöwen für sein bisheriges Gesamtwerk erhalten.
Die Entscheidung der Jury unter der Leitung der französischen Schauspielerin Catherine Deneuve war nicht einfach: Kritiker sprachen von Ernüchterung am Lido. Zwar liefen mehrere Hollywood-Produktionen mit grosser Starbesetzung, ein wirklich grosser, mitreissender Film blieb jedoch nach vorherrschender Meinung aus. Dabei gerät das Festival in der Lagunenstadt erstmals unter Druck durch eine Konkurrenzveranstaltung im eigenen Lande: Bereits Mitte Oktober (14. bis 21.) startet in Rom erstmal eine «Festa del Cinema», für die sich bereits Topstars wie Nicole Kidman angekündigt haben.
Sonntag
10.09.2006