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Donnerstag
25.08.2005

Die Berner Handelsgruppe hat in den ersten 6 Monaten 2005 deutlich weniger verdient als erwartet. Nun wird die laufende Fitnesskur intensiviert - vor allem im Kioskgeschäft. «Wir haben ein Problem mit den Kosten im Kioskgeschäft», sagte Konzernchef Peter Wüst am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Es sei unumgänglich, unrentable Verkaufsstellen zu schliessen und Stellen abzubauen. «Die Restrukturierungen müssen radikaler und tiefer vorgenommen werden.»

Im ersten Halbjahr wurden bereits gut 150 Kioske analysiert, 100 davon werden demnächst definitiv geschlossen. Damit fallen laut Wüst mindestens 200 Arbeitsplätze weg. Bis zum Beginn des nächsten Jahres soll die Profitabilität von weiteren 150 Kiosken unter die Lupe genommen und wenn nötig geschlossen werden. Das Unternehmen betreibt 1250 Kioske und beschäftigt insgesamt 8015 Angestellte. Ende Jahr waren noch 8440 Personen beschäftigt. «Wir haben Arbeitsplätze abgebaut und werden noch mehr abbauen müssen», sagte Wüst.

Das zu grosse Verkaufsstellen-Netzwerk mit relativ unelastischen Mietverträgen und das Fehlen von starken Wachstumsträgern seien die hauptsächlichen Problemfelder dieser umsatzstärksten Valora-Division. Das Kioskgeschäft kommt laut Angaben mit einem Ertragsrückgang von 16 Mio. Franken gegenüber dem Vorjahr auf ein negatives operatives Ergebnis von 10 Mio. Franken. Grund seien Rückgänge bei Presse und Tabak sowie stagnierende Dienstleistungserträge. Die übrigen Divisionen erzielten hingegen Resultate im Rahmen der Erwartungen. Zur geplanten Devestition von Fotolabo hiess es lediglich: «Der Verkaufsprozess ist im Gang.»

Unter dem Strich musste die Valora-Holding in den ersten 6 Monaten einen Gewinnrückgang um satte 22 Mio. (80%) auf 5,7 Mio. Franken hinnehmen. Das Betriebsergebnis sank um 27 Mio. auf 19,7 Mio. Franken. Der Umsatz fiel um 1,3% auf 1,41 Mrd. Franken. Das unbefriedigende Halbjahresresultat widerspiegle den komplexen, von zahlreichen äusseren Faktoren geprägten Umbau des Unternehmens, hiess es. Dieser Umbau wurde im Rahmen der Fokussierungsstrategie in der zweiten Hälfte 2003 in Angriff genommen.

Die operativen und strukturellen Massnahmen dürften nach Angaben von Konzernchef Wüst im Laufe der kommenden 18 Monate nachhaltig greifen. Allerdings müssten die Erwartungen für das laufende Jahr, speziell im Kioskgeschäft (Retail) zurückgestuft werden. Voraussichtlich werde der Betriebsgewinn (Ebit) des Konzerns im gesamten Jahr im Bereich von 50 Mio. Franken liegen. Valora hatte zuvor für das Gesamtjahr ein Betriebsergebnis vor Restrukturierungskosten bestenfalls auf Vorjahresniveau (97 Mio. Franken) in Aussicht gestellt. Das volle Potenzial der Restrukturierungen solle ab 2007 zum Tragen
kommen. Siehe auch: Valora-VR-Präsident: «Kiosk hat nicht ausgedient»